Seit ich denken kann, beschäftigt mich die Frage nach dem Sinn des Lebens.
Das ist der Grund, weshalb ich die meisten Menschen, die ich kennenlerne, danach frage, welchen Sinn sie in ihrem Leben sehen. Die Antworten aus solchen Konversationen waren für mein eigenes Leben jedoch bisher nie zufriedenstellend.
Daher habe ich Bücher und Studien zur Glücksforschung gelesen, eigene Formeln für den Sinn des Lebens aufgestellt, Meditation praktiziert, war eine Zeit lang religiös und habe mich schließlich auch daran versucht die Sinnfrage einfach zu verdrängen.
All das führte nicht zum Erfolg; ich hatte stets das Gefühl, nicht wirklich weiterzukommen. Anstatt Antworten fand mehr Fragen. Ich trat auf der Stelle.
Weiter brachte mich letztlich ein Zitat von Hermann Hesse:
Wir verlangen, das Leben müsse einen Sinn haben – aber es hat nur ganz genau so viel Sinn, als wir selber ihm zu geben imstande sind.
– Hermann Hesse, deutscher Schriftsteller, Maler & Nobelpreisträger
Erst als ich aufhörte nach einer Antwort zu suchen und stattdessen begann, meinem Leben selbst einen Sinn zu geben, war die Sinnfrage für mich geklärt.
Und die Impossible List kann auch dir dabei helfen!
Der „Sinn des Lebens“ – eine Definition
Bei solch einem philosophischen Thema wie dem heutigen muss ich dir zunächst erklären, was ich unter dem Wort “Lebenssinn” verstehe.
Wenn ich von „Leben“ rede, beziehe ich mich auf den persönlichen Lebensweg eines Menschen, beginnend mit der Geburt und endend mit dem Tod.
- Leben := alles Organische; alles, was auf Stoffwechsel, Vermehrung und Wachstum basiert („Gibt es Leben auf dem Mars?“).
- Leben := spezifische Lebensumstände („Wie gefällt dir das Leben auf dem Land?“).
Ausgehend von meiner Annahme, dass jeder Mensch seinem Leben einen eigenen Sinn geben muss, kann es also gar keinen „Sinn des Lebens“ geben.
Klarer wäre daher eine Diskussion um den “Sinn eines Menschenlebens”.
Und was ist mit „Sinn“?
Damit meine ich den Bedeutungssinn, das heißt z.B. die die Bedeutung eines Wortes.
- Sinn := Wahrnehmungsvermögen durch ein Sinnesorgan (Gehörsinn, Geruchssinn, Sechster Sinn, …).
- Sinn als „Zweck“ := Gedanklicher Hintergrund einer Handlung oder Sache (“Es macht doch eh keinen Sinn in die Vorlesung zu gehen”).
Ich lasse an dieser Stelle der Einfachheit halber einiges außer Betracht. Es gibt auch noch einen emphatischen Sinnbegriff, der auf handlungs- und textsinntranszendente Bestände wie Geschichte, Leiden, Welt etc. bezogen ist. In diesem Zusammenhang spricht man häufiger von „Sinn des Lebens“. 1
Aus dem „Sinn des Lebens“ wird daher die individuelle Bedeutung, die ein Mensch seinem persönlichen Lebensweg zuspricht.
Deutsche Sprache… schwere Sprache. All die Jahre hatte ich die Frage selbst falsch verstanden.
Doch bevor jedes einzelne Wort einer Frage konkret definiert ist, hat es keinen Zweck, sich mit ihrer Beantwortung zu beschäftigen.
Statt „Was ist der Sinn des Lebens?“ beantworte ich daher heute die – zumindest für mich – viel klarere Frage: „Was bedeutet es für mich, wirklich zu leben?“
Glück als Ansatz für den Sinn des Lebens
Als ich begann, mir die Frage zu stellen, was mein Leben für mich bedeutet bzw. wie ich ihm Bedeutung geben könnte, wurde recht schnell klar, dass alle meine Ideen in irgendeiner Form das Ziel hatten mich „glücklicher“ zu machen.
Mein erster, naiver Ansatz den Sinn meines Lebens zu definieren, lautete daher:
Leben bedeutet für mich, “glücklich” zu sein.
– Dennis Nehrenheim, Der Sinn meines Lebens – Version #1
Mit Glück meine ich einen Zustand der (relativen oder vollkommenen) Zufriedenheit.
- Glück := Ein sich positiv auswirkender Zufall (“Ich habe Glück in der Lotterie gehabt.”).
- Glück := Das personifizierte Glück („Das Glück ist ihm gewogen.“).
Zufriedenheit ist etwas, nach dem wir alle streben; von dem Moment an, wo wir „erwachsen“ werden bis zum Zeitpunkt unseres Todes.
Vielleicht ist unser Streben nach Glück sogar stärker als die Sinnfrage in uns und wir suchen verzweifelt nach einem Lebenssinn, weil wir uns erhoffen, dadurch schnell und einfach glücklich zu werden.
Mit dem Ende der Sinnfrage begann daher meine Odyssee zum Glück…
Und diese brachte unzählige, neue Fragen mit sich:
- Wie wird man glücklich?
- Oder besser: wie werde ich im speziellen glücklich?
- Darf und kann Glück selbst das Ziel sein?
- Ist es möglich, immer glücklich zu sein?
- Stillt ein glückliches Leben wirklich langfristig mein Verlangen nach einer Antwort auf die Sinnfrage?
- Soll ich nach kurzfristigem oder langfristigem Glück streben?
Ich hatte zwar somit nicht weniger offene Fragen als zuvor; jedoch schien es beim Thema Glück (im Gegensatz zum Sinn des Lebens) zumindest Antworten zu geben.
Die erste Spur: Glücklich sein im Hier und Jetzt
Als ich vor ein paar Wochen auf meine Reise nach Kalifornien aufbrach, ist mir am Flughafen ein Buch mit dem Titel Shaolin – Das Geheimnis innerer Stärke ins Auge gesprungen.
Darin wird dargestellt, dass die jahrtausendealte Lehre der Shaolin-Mönche sich in verblüffender Weise mit Erkenntnissen der modernen Wissenschaften decken. Ob Gehirnforschung, Ernährungswissenschaften, Medizin oder Positive Psychologie – was in den letzten paar Jahrzehnten an westlichen Instituten erforscht wurde, praktizieren Shaolin-Mönche seit Jahrtausenden. 2
Eine Stelle im Buch fand ich besonders bemerkenswert:
Ein Junge stand kurz vor dem Schulabschluss. Seine Eltern und Lehrer empfahlen ihm, das Fußballspielen an den Wochenenden ausfallen zu lassen und stattdessen fleißig zu lernen. Sie erklärten ihm, wie wichtig der Abschluss sei und dass er glücklich sein würde, wenn er ihn geschafft habe. Er folgte dem Rat und bestand die Prüfung. Aber das machte ihn nicht glücklich. Dann sollte er für einen noch höheren Abschluss ackern und nicht mehr ausgehen. Der höhere Abschluss sei eine Fahrkarte um Glück. Er folgte dem Rat, bestand die Prüfung, aber es machte ihn nicht glücklich. Nun sollte er sich ausschließlich seinen Studienfächern widmen. Was würde er glücklich sein, wenn er das Studium erst geschafft habe!
Der junge Mann wurde misstrauisch und fing an, die Menschen zu beobachten: Sie arbeiteten schwer, schließlich wollten sie Geld verdienen, um sich ein Auto oder eine Wohnung leisten zu können, was sie bestimmt glücklich machen würde. Und wenn sie erst verheiratet wären, würden sie richtig glücklich sein, und wenn sie erst die Hypotheken abbezahlt und genügend Geld für den Ruhestand zurückgelegt hätten… Noch vor dem Ruhestand wurden sie religiös – damit sie wenigstens nach ihrem Tod glücklich sein würden.– Morgen werde ich glücklich sein, Die Shaolin Geschichte
Diese Erzählung stellt meiner Meinung nach sehr gut dar, dass Glücklich Sein womöglich weniger mit der eigenen Zukunft (dem Ziel der eigenen Lebensreise) als mit der Gegenwart (der Lebensreise selbst) zu tun hat.
Strebe ich zu sehr nach langfristigem Glück (Lebensträume verwirklichen, wahre Liebe finden, für die Rente sparen, …) und opfere dafür das Glück im Hier und Jetzt, kann es mir passieren, dass ich durch unvorhergesehen Ereignisse, z.B. einen Unfall, nie glücklich werde.
Das soll auf keinen Fall bedeuten, dass man sich keine großen Ziele stecken sollte. Vielmehr soll es zeigen, dass unser Leben unendlich vielen Variablen unterliegt und es schlichtweg unmöglich ist, das eigene Leben in der Zukunft vorauszusagen oder zu -planen.
Glücklich Sein sollte daher nie ausschließlich an Ziele gebunden sein, denn wie die Shaolin-Erzählung uns zeigt: es ist ein gewagtes Spiel, das eigene Glück an das Zukunfts-Ich zu delegieren.
Wichtiger Hinweis: Mit “Leben im Hier und Jetzt” ist nicht ein Leben in Saus und Braus gemeint. Natürlich können Süßigkeiten, Alkohol und Partys zu Glück im Moment führen. Doch zu viel davon gefährden – etwa durch Krankheit – ein langfristiges bzw. nachhaltiges Glück im Hier und Jetzt.
Bereits in Kalifornien führte ich daher eine Modifikation an meinem Lebenssinn durch:
Leben bedeutet für mich, nachhaltig glücklich im Hier und Jetzt zu sein.
– Dennis Nehrenheim,Der Sinn meines Lebens – Version #2
Die zweite Spur: Die Illusion glücklicher Erinnerungen
Kurz nach meinem Urlaub wohnte ich einer TEDx Veranstaltung in München bei. Diese hat mich so inspiriert, dass ich in den darauffolgenden Tagen alle TED Talks zum Thema Glück angeschaut habe.
Der mit Abstand prägendste davon war Daniel Kahneman – The Riddle Of Experience Vs. Memory:
Laut Kahneman – „the world’s most influential living psychologist“– ist die moderne Glücksforschung bei Experimenten zum Thema „Glück“ jahrelang einem großen Trugschluss zum Opfer gefallen:
Wie glücklich wir unser Leben im Nachhinein bewerten hat nämlich kaum eine Korrelation dazu wie glücklich wir im Hier und Jetzt leben.
Warum?
Zum einen, weil von den Milliarden Momenten, die ein Mensch in seinem Leben durchlebt, nur ein aberwitzig kleiner Teil (vor allem Veränderung, Höhepunkte und Enden) als Erinnerung erhalten bleibt. Wenn uns am letzten Urlaubstag in der Karibik die Geldbörse gestohlen wird, können unsere Erinnerung daran unverhältnismäßig stark darunter leiden.
Zum anderen, da „Zeit“ in unseren Erinnerungen keine Rolle spielt. Unser Gehirn kann im Nachhinein nicht mehr zwischen einwöchigen und einem (gleich) schönen, dreiwöchigen Urlaub unterscheiden. Trotz der Tatsache, dass wir in letzterem wohl dreimal so lange glücklich waren!
Diese zwei Tatsachen warfen mich zunächst komplett zurück. Es stellte sich jetzt nämlich die philosophische Frage, ob wir uns mehr auf das Glück im Hier und Jetzt oder auf das Sammeln glücklicher Erinnerungen fokussieren sollten. Denn letztere zählen schließlich auf dem Sterbebett…
Doch nur die Illusion aufrechtzuerhalten, dass ich in meinem leben glücklich war, hatte einen sehr komischen Beigeschmack. Ich wollte schließlich auch das Hier und Jetzt genießen. Schließlich hatte ich noch so viel meines Lebens vor mir…
Ich versuchte mich daher an einer dritten Definition:
Leben bedeutet für mich, sowohl nachhaltig glücklich im Hier und Jetzt zu sein, als auch auf dem Sterbebett glücklich auf mein Leben zurückblicken zu können.
– Dennis Nehrenheim, Der Sinn meines Lebens – Version #3
Die dritte und wichtigste Spur: Was wir am Ende unseres Lebens bereuen
Ich war in meinem Leben bereits über zahlreiche Hypothesen gestolpert, wie man angeblich Glück im Hier und Jetzt finden kann.
Glücklicher wird man angeblich durch:
- Dankbarkeit
- Selbstverwirklichung
- Meditation, Mindfullness
- Gesunde, soziale Beziehungen
- Glaube (spirituelle Transzendenz)
- …
Doch ist das wirklich so? Vielleicht für ein paar Menschen. Doch ich behaupte, dass diese Frage nicht verallgemeinert beantwortet werden kann. Wir Menschen sind viel zu unterschiedlich, als dass es eine Lösung für das „Glücklichsein“ geben könnte. Ich persönlich denke zum Beispiel, dass ich in den letzen Jahren vor allem dadurch glücklicher geworden bin, dass ich
- deutlich mehr Zeit im mystischen Flow-Zustand verbracht habe
- komplett neue Dinge ausprobiert und neue Leidenschaften entdeckt habe (wie etwa das Bloggen auf Ubermind.de)
- Herausforderungen angenommen und bestanden habe, von denen ich zunächst dachte, dass ich sie unmöglich schaffen könnte (z.B. mein erster Marathon)
- durch mein Studium mehr Freiheiten hatte und so mein Leben mehr nach meinem persönlichen Biorhythmus leben konnte
- durch Experimente (etwa meine Kalte Dusche Herausforderung) den Blick auf den Weg, nicht das Ziel selbst gerichtet habe
- mich selbst lieben gelernt habe
Doch die Frage, wie ich einen Garant für glückliche Erinnerungen schaffe, hatte ich mir so noch nie gestellt.
Und vielleicht war auch das wieder eine falsche Fragestellung. Denn kann es überhaupt einen Garant geben? Was außer dem Tod ist schon sicher im Leben?
Ich beschäftigte mich daher zunächst nicht damit, was Menschen in ihrem Leben glücklich gemacht hat, sondern mit der Frage, was sie rückblickend wirklich bereuten. Hierzu stieß ich auf eine Passage aus Randy Pauschs legendärer Commencement Speech kurz vor seinem Tod:
Der einzige Ratschlag, den ich Euch für ein gutes Leben geben kann lautet: Auf unserem Sterbebett werden wir nicht die Dinge bereuen, die wir getan haben – sondern die Dinge, die wir nicht getan haben. Ich versichere Euch, dass ich in meinem Leben eine Menge dämlicher Dinge getan habe – und ich bereue keine davon. All die Fehler, all die peinlichen Erlebnisse – sie bedeuten nichts. Was jedoch Bedeutung hat, ist die Tatsache, dass ich zurückblicken und sagen kann: Ich habe so ziemlich jede Gelegenheit beim Schopfe gepackt – und das tröstet mich.
– Randolph ‘Randy‘ Pausch, US-amerikanischer Professor der Informatik (übersetzt aus dem Englischen)
Ich wünschte, ich hätte…
Randy Pauschs Worte decken sich auch mit den Erkenntnissen von Bronnie Ware, einer australischen Sterbebegleiterin. Sie hatte im Jahr 2011 Dinge zusammengetragen hat, die Menschen auf ihrem Sterbebett am häufigsten bereuen.
Die häufigsten 5 Antworten waren angeblich gewesen: „Ich wünschte, ich hätte…“
- „… den Mut gehabt, mein Leben nach meinen Vorstellungen zu leben, und nicht nach den Vorstellungen der anderen.„
- „… nicht so hart gearbeitet.„
- „… den Mut gehabt, meine Gefühle auszudrücken.„
- „… den Kontakt zu meinen Freunden gepflegt.„
- „… hätte mir erlaubt, glücklicher zu sein.“
Bis auf wenige Ausnahmen scheinen Menschen also wirklich meist nur die Dinge zu bereuen, die sie nicht getan haben.
Doch wie stellt man sicher, am Ende auch wirklich alles getan zu haben, was man je tun wollte?
In gewisser Weise, war ich der Antwort darauf bereits vor langer Zeit ziemlich nahegekommen…
Die Bucket List – Eine nicht ganz „sinnvolle“ Liste der Lebensträume
Ich hatte bereits vor einigen Jahren damit begonnen, mir Listen von Lebenszielen und -träumen anzufertigen:
- Orte, die ich sehen wollte („Die Niagara Fälle sehen„)
- Fähigkeiten, die ich lernen wollte („Spanisch lernen„)
- Ziele, die ich erreichen wollte („Einen Halbmarathon laufen„)
Dinge eben, von denen ich dachte, dass ich sie unbedingt in meinem Leben machen wollte. Im Prinzip folgte ich damit schon seit einigen Jahren einem Konzept, welches du heute vermutlich unter dem Namen „Bucket List“ kennst.
Ich halte das Konzept, sich eine Liste der persönlichen Lebensträume zu halten, schon lange für sinnvoll:
- Bei der Erstellung einer solchen Liste lernst du dich selber besser kennen
- Die Erstellung zwingt dich außerdem langfristig zu denken
- Die fertige Liste bietet eine einfache Übersicht über deine Träume und kann als flexible Grundlage für deine Lebensplanung und -balance dienen
- Sie führt dazu, dass du evaluierst, ob ein Ziel wirklich ein Ziel ist, oder ob es sich nur um einen Punkt handelt, der dir von extern “eingeflößt” wurde
Doch glücklich im Hier und Jetzt? Das hatte mich meine Bucket List nie gemacht.
Heute kenne ich die zwei maßgeblichen Gründe dafür:
1. Ich habe die falschen Ansprüche gestellt
Das Erreichen eines Zieles oder das Verwirklichen eines Traumes fühlt sich unglaublich gut an und führt zu unter Umständen sehr positiven Erinnerungen. Wenn Leute also sagen, man werde glücklicher, wenn man Geld für Erfahrungen statt für materielle Dinge ausgibt, haben sie in gewisser Weise recht: Man hat am Ende des Lebens sicherlich schönere Erinnerungen an eine Weltreise als an einen fetten Porsche.
Doch Leute, die das sagen, vergessen eines: Egal wie schön eine Erfahrung ist und egal wie gut sich das Erreichen eines Traumes anfühlt – Nichts davon liefert wirklich anhaltende Zufriedenheit im Hier und Jetzt.
Doch genau diesen „falschen“ Anspruch hatte ich.
Ich musste mir daher erst klar werden: Die Bucket List ist ein Instrument um mehr Höhepunkte (Glücksmomente) im Leben zu schaffen um so auf dem Sterbebett mehr glückliche Erinnerungen abrufen zu können. Doch sie hat kaum nachhalige Auswirkungen auf das Glücklichsein im Hier und Jetzt.
2. Ich habe es versäumt „aufzuwachen“
Die traurige Wahrheit ist, dass die Bucket List bei den meisten Menschen letztlich genau das bleibt: eine Liste. Auch meine Bucket List fristete ein Schattendasein, ich habe sie selten angeschaut und kaum was davon abgehakt.
Hier sehen wir das Phänomen aus der Shaolin-Geschichte in Aktion: Die Menschen fertigen sich eine Liste an, haken einen oder zwei Dinge ab (wenn überhaupt) und finden dann eine Ausrede, Dinge aufzuschieben (“Ich bin doch noch jung…”, „Ich habe keine Zeit…“, „Ich habe zu wenig Geld“). Daraufhin delegieren sie ihre Träume an das eigene Zukunfts-Ich, dem sie zutrauen mehr Zeit, Geld und Energie zu haben. Das Problem an der Sache ist, dass man, wenn man erst älter ist, ironischerweise andere Ausreden findet, wie “Ich bin zu alt dafür”.
Manchmal benötigt es daher wirklich große Schicksalsschläge um “aufzuwachen”, zu realisieren wie vergänglich und kurz unser Leben doch ist und so die nötige Motivation zu erlangen, die eigene Bucket List wirklich in Angriff zu nehmen. Daher finde ich den Film “The Bucket List” auch so genial und zutreffend! Denn für Morgan Freeman braucht es erst eine Krebsdiagnose, bevor er sich letztlich an die Abarbeitung seiner eigenen Träume macht.
Die Bucket List an sich ist eine gute Sache, doch was gibt es traurigeres, als über die eigenen Lebensträume zu sinnieren, sie aufzulisten, letztlich aber nie wirklich anzugehen?
Zusammenfassend lässt sich sagen: Ich würde dir daher keine Bucket List empfehlen.
Denn ich habe etwas viel besseres gefunden!
Die Impossible List – Endlich komme ich zur Sache!
Die Impossible List ist im Kern ebenfalls eine einfache Liste mit Lebenszielen und -träumen. Daher bezeichne ich sie auch manchmal als Bucket List 2.0.
Sie versucht jedoch die zwei obigen Kritikpunkte der Bucket List zu bekämpfen und stiftet daher den Wert, den man sich fälschlicherweise von einer Bucket List verspricht.
Joel Runyon ist der Erfinder dieser Impossible List. Er verweist auf folgende, gravierende Unterschiede zur einfachen Bucket List:
- Die Erfüllung der Impossible List stellt eine Herausforderung dar, keine “To-Do” Liste! Die Bucket List enthält vor allem Dinge, die man gerne einmal sehen, tun und erleben möchte. Die Impossible List enthält darüber hinaus Ziele, die für einen persönlich derzeit noch als unmöglich erscheinen (ein Grund für den Namen).
- Während es das Ziel der Bucket List ist, komplett abgeschlossen zu werden, ist die Impossible List in ihrer Gesamtheit unmöglich abzuschließen (ein weiterer Grund für den Namen).
- Die Impossible List ist dynamisch, nicht statisch! Neue Punkte werden ständig hinzugefügt. Wenn etwas nicht mehr den eigenen Zielen entspricht, wird es einfach von der Liste gestrichen. Letzteres kommt bei einer Bucket List oft einem “Schummeln” gleich.
- Und das Wichtigste: Die Impossible List legt den Fokus darauf, wie du lebst und nicht darauf, was du tun “musst”, bevor du stirbst.
Der Hauptunterschied zwischen Impossible und Bucket List liegt darin, wie du über deine Liste der Lebensträume denkst, wie du sie definierst und auch wie du sie angehst:
Betrachte deine Impossible List als eine sich immer verändernde Liste von herausfordernden Erlebnissen und Erfahrungen und nicht als eine Liste von „Must-Dos“. Konzentriere dich dabei immer auf den Weg zur Zielerreichung, nicht auf das Ziel oder das „Abhaken“ eines Punktes selbst.
Das war jetzt alles sehr theoretisch. Um daher einen ersten Einblick zu bekommen, wie solche eine Liste in der Praxis aussehen kann, wirf kurz einen Blick auf die originale Liste von Joel Runyon, dem Erfinder. Meine persönliche Liste kannst du hier einsehen.
Drei unwiderstehliche Gründe, eine eigene Impossible List anzulegen
Vergiss nach diesem Artikel ruhig alles, was ich zum Thema „Sinn des Lebens“ und „Glücklichsein“ geschrieben habe. Was ich dir allerdings ans Herz lege, ist dich an einer eigenen Impossible List zu versuchen.
Hier sind drei (sehr) gute Gründe dafür:
1. Die IL führt zu mehr Balance & Leidenschaften im Leben!
Die Impossible List lässt dich dein Leben aus 10.000 Meter Höhe betrachten, da du bei ihrer Erstellung ein Brainstorming über alle Bereiche deines Lebens und zeitlich gesehen bis ans Ende deines Lebens durchführst. Das kann dir helfen, eine bessere Balance im Leben finden, da du sofort erkennst, falls du etwa deine gesundheitlichen oder vielleicht deine sozialen Ziele bisher komplett vernachlässigt hast.
Außerdem führt eine IL fast unumgänglich zu neuen Hobbies und Leidenschaften, da sie dich anregt komplett neue und auch solche Dinge anzugehen, an die du dich sonst vermutlich nie gewagt hättest.
2. Die IL hilft dir, glücklicher zu werden – sowohl im Hier und Jetzt als auch in deinen Erinnerungen!
Unter den Bedingungen, dass du
- deine IL mit deinen eigenen Träumen füllst oder sie zumindest nach und nach auf diese zurechtstutzt
- wirklich die Herausforderung annimmst, so viele Punkt von der Liste abzuhaken wie möglich
kann dir eine IL „garantieren“, dass du dich sowohl auf dem Weg zu deinen Zielen, im Moment der Zielerreichung und auch am Ende deines Lebens gut – ja, glücklich – fühlst.
3. Die IL hilft dir, andere Glücksquellen im Leben ausfindig zu machen
Die IP stellt weder den Sinn des Lebens selbst noch ein Allheilmittel für Unzufriedenheit dar! Es gibt definitiv weitere Dinge, die dein langfristiges Glück im Hier und Jetzt beeinflussen können. Viele Menschen streben zum Beispiel neben Glück und Sinn auch nach einem Zweck, einem Kompass im Leben, der als Leuchtturm über den eigenen Zielen und Träumen steht.
Vernachlässigt du andere Quellen des Glücks, irrst du unter Umständen von einem Höhepunkt zum nächsten und fragst dich irgendwann, wo deine Lebensreise eigentlich hin geht (eine klassische Manifestation von diesem Phänomen ist die Midlife-Crisis bei Männern).
Diese Ziellosigkeit und auch einige weitere Dinge können dein nachhaltiges Glück im Hier und Jetzt gefährden. Das tolle an der IL jedoch, dass sie dir helfen kann, alle deiner persönlichen Glücksquellen im Leben ausfindig zu machen.
Ich nahm also eine letzte, wichtige Änderung an meinem Lebenssinn vor:
Leben bedeutet für mich meinen persönlichen Weg zu kennen, ihn zu leben und jederzeit folgende Gewissheit zu haben: „Würde ich heute sterben, würde ich es glücklich tun.
– Dennis Nehrenheim, Der Sinn meines Lebens – Version #4
Hast du auch eine Listen von Dingen, die dich interessieren oder die du unbedingt noch machen willst?
Uberstrategie - Mache jetzt deinen ersten Schritt
Nimm dir für die Erstellung deiner eigenen Impossible List 1-2 Stunden Zeit. Am besten an einem Wochenende. Deine Impossible List soll und wird sich im Laufe deines Lebens verändern. Vermutlich hast du nämlich sehr viele (verborgene) Interessen, Ziele und Träume. Weit mehr, als du jetzt auf der Stelle aufzählen könntest. Mein Vorschlag für die Erstellung deiner IL ist, zunächst wirklich alles erdenkliche niederzuschreiben und dann die Liste nach und nach wieder zurechtzuschneiden.
So kannst du dabei vorgehen:
- Nimm dir ein leeres Blatt Papier und 5 Minuten deiner Zeit und notiere Ziele und Träume, die dir jetzt im Moment einfallen. Versuche die einzelnen Punkte in Kategorien zu ordnen, wie etwa Familie, Gesundheit, Finanzen, Karriere, Fähigkeiten.
- Suche in den hintersten Ecken nach deinen eventuell bereits existierenden, alten “Bucket Lists”, die du im Laufe deines Lebens angelegt hast und prüfe, welche Dinge darauf noch aktuell sind.
- Jetzt beantworte folgende Fragen für dich selbst und schaue, ob sich daraus neue Punkte für deine Liste ergeben:
- Was würdest du mit einem Vermögen von 1 Millionen Euro machen?
- Welche besonderen Fähigkeiten hättest du gerne?
- Was würdest du machen, wenn du wie Morgan Freeman nur noch eine kurze Zeit zu leben hättest?
- An welche Kindheitsträume kannst du dich erinnern?
- Was macht dich glücklich, jedes Mal wenn du es tust?
- Was möchtest du mindestens einmal im Leben gefühlt, gemacht, getan haben?
- Welche Dinge interessieren dich sehr aber du denkst, sie sind unmöglich für dich zu erreichen?
- Der nächste Schritt besteht darin, sich Inspirationen bei anderen Menschen zu holen; notfalls auch per Google.
- Der letzte, fortlaufende Schritt: Erweitere die Liste jedes mal, wenn dir ein neuer Punkt einfällt. Jedes Mal, wenn du einen Blick auf die Liste wirst, wirf auch alle Punkte wieder herunter, die dich nicht mehr wirklich ansprechen.
Ubersatire (zum Schmunzeln gedacht)
Émile Michel Cioran, ein rumänischer Kulturkritiker und Philosoph sagte einmal: „Das ganze Geheimnis des Lebens läuft darauf hinaus, dass es keinerlei Sinn hat; dass aber jeder von uns dennoch einen ausfindig macht!“
Kim says
Spannende Gedankengänge 🙂 Ich finde, die Namensgebung der Liste, ob Bucket List, Impossible List, Löffelliste… Ich habe schon unzählige davon gesehen. Es bleibt alles dasselbe. Eine Liste, bei der man schlussendlich einen Punkt abhakt, den man tatsächlich verwirklicht hat. Und egal bei welcher Liste, der Knackpunkt ist und bleibt die Denkweise, wie du oben auch ausgeführt hast. Deshalb ist für mich nicht die Art oder der Name der Liste wichtig, sondern eben wie man an die Verwirklichung herangeht.
Nebst den verschiednen „Lebensbereichen“ könnte man zum Beispiel eine zusätzliche Markierung einführen: Ziele, die ich erreichen will, weil …., und der Weg aber vielleicht auch beschwerlich sein kann und im Moment wohl keinen Spass machen und Ziele, die ich erreichen will, bei denen auch der Weg dahin Spass macht. Macht es vielleicht einfacher, einen guten Mix an Herausforderungen für das Hier und Jetzt auszuwählen.
Und vielleicht wäre auch eine zeitliche Unterteilung sinnvoll: Welche Herausforderungen kann und will ich tatsächlich in den nächsten drei Monaten angehen? Die könnte man farblich markieren und sich auf diese konzentrieren. Natürlich immer wieder aktualisieren. Oder eine kurze Zweitliste -> man erstellt die umfangreiche Impossible-List und trägt dann in der Schwesterliste die Herausforderungen ein, die man in den nächsten Monaten angeht bzw. an denen man aktuell dran ist. Wenn ich nämlich das Beispiel von Joel Runyon anschaue, kriege ich gleich ein leichtes Gefühl von überflutet sein. Zu viele Dinge auf einmal. Deine persönliche Liste ist leider nicht einsehbar, der Link funktioniert nicht.
Dennis Nehrenheim says
Hallo Kim, vielen Dank für deinen Kommentar und deine Worte 🙂 Entschuldige bitte die später Antwort! Leider war dein Kommentar bis vor kurzem nicht freigeschaltet.
Ich finde deine Vorschläge mit der farblichen Kodierung und der Gruppierung der Ziele nach Kriterien wie Zeitaufwand, aktueller Motivation etc. sehr interessant. Vielleicht kann sie einer der Leser gewinnbringend anwenden. Leider bringen alle zusätzlichen Regeln aber immer auch mehr Komplexität in ein System und erfordern daher mehr Pflege vom Benutzer. Deine Idee wäre daher vor allem interessant, wenn man sie ohne großartig zusätzlichen „Verwaltungsaufwand“ umsetzten könnte. Die Pflege der Liste sollte schließlich nicht zum Eigenzweck werden. Hast du selbst so ein System getestet? Falls ja, wie hast du es umgesetzt?
Meine persönliche Liste war tatsächlich eine Zeit lang nicht erreichbar. Hier der aktuelle Link: https://www.dennisnehrenheim.com/impossible-list/