Wann hast du eigentlich Lesen gelernt?
Wahrscheinlich zur gleichen Zeit wie die meisten von uns, nämlich in der Grundschule im Alter von fünf oder sechs Jahren. Seither nutzt du die damals gelernten Techniken im alltäglichen Leben, oftmals mehrere Stunden am Tag.
Aber die Grundschule ist lange her! Bei mir sind dazwischen mittlerweile 20 Jahre vergangen und mein Leseniveau hat sich in dieser Zeit zwar verbessert, stagnierte aber lange Zeit auf dem gleichen Level. Anders als beim Sport zum Beispiel, habe ich mich beim Lesen nie herausgefordert und wollte nicht jede Woche eine neue Bestmarke knacken.
Bis vor zwei Wochen. Ich realisierte, dass ich täglich oft mehrere Stunden mit Lesen verbrachte und dass ich, wenn ich meine Lesegeschwindigkeit auch nur um die Hälfte steigern könnte, mein Leben lang davon profitieren würde. Die Idee zum Speed Reading Experiment war geboren:
Kann ich meine Lesegeschwindigkeit um 200% steigern (auf 600 Wörter pro Minute), wenn ich über einen Zeitraum von 14 Tagen täglich 30 Minuten Zeit (also insgesamt 7 Stunden) investiere?
Meine Ausgangslage
Um mich dem Thema Speed Reading anzunähern, habe ich das Buch Speed Reading: Schneller lesen – Mehr verstehen – Besser behalten von Tony Buzan gewählt und durchgearbeitet.
Gleich zu Beginn des Buches wird ein Selbsttest angeboten, der meine derzeitige Lesegeschwindigkeit bestimmt. Das Ergebnis: Ich las 226 Wörter pro Minute (WpM) bei einem Textverständnis (Multiple Choice) von 86 %. Das ist klarer Durchschnitt!
Als kleiner Benchmark: John F. Kennedy, der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, gilt als einer der bekanntesten Speed Reader. Mit einer Lesegeschwindigkeit von 1200 (WpM) liegt er weit über dem Durchschnitt der im Deutschen etwa 250 WpM beträgt. 1 Was es mit diesem Wert auf sich hat und ob dieser auch für dich realistisch ist, erfährst du weiter unten im Artikel.
Im Bereich des Speed Reading existieren unterschiedlichste Techniken, um die eigene Lesegeschwindigkeit deutlich zu steigern. Einige davon funktionieren, anderen sind Humbug. Was funktioniert und was nicht, werde ich dir in diesem Artikel aufzeigen. Falls du dich mit dem Thema schon einmal beschäftigt hast, werden dich einige meiner Ergebnisse überraschen.
Grundsätzlich muss gesagt werden, dass einige der hier vorgestellten Techniken das Textverständnis kaum oder nur marginal beeinflussen. Bei anderen leidet das Textverständnis zum Teil deutlich. Aus diesem Grund habe ich die verschiedenen Techniken nach meinem Selbsttest in zwei Kategorien eingeteilt:
- Speed Reading Techniken ohne (relevanten) Verlust des Textverständnisses
- Speed Reading Techniken mit Verlust des Textverständnisses
Werfen wir zuerst einen Blick auf die erste Kategorie:
Speed Reading Techniken ohne (relevanten) Verlust des Textverständnisses
Die grundsätzliche Idee bei dieser Art der Speed Reading Techniken ist folgende:
Es sind nicht in erster Linie die Augen, sondern das Gehirn, das für dich liest. Beides kann trainiert werden.
Die Theorie
Beim Lesen bewegen sich deine Augen fließend über den Text. Dieser Vorgang lässt sich in drei “Phasen” unterteilen:
- Fixierung: Deine Augen machen beim Lesen regelmäßig “Sprünge”, die man Fixierung nennt und die etwa 0,25 Sekunden dauern. Dabei nimmst du eines oder mehrere Wörter auf.
- Augenbewegung (Sakkade): Nach einer Fixierung bewegst du dein Auge weiter zur nächsten Fixierung, was im Schnitt etwa 0,10 Sekunden in Anspruch nimmt.
- Verarbeitungspause: Nachdem du Punkt 1 und 2 etwa zwei bis drei Mal wiederholt hast, machst du eine kleine Pause um die aufgenommenen Informationen im Gehirn zu verarbeiten. Das dauert nochmal etwa 0,30 – 0,50 Sekunden.
Dieses Vorgehen bedingt, dass einer Studie von Keith Rayner von der University of California in San Diego zufolge, der durchschnittliche College Student mit einer Lesegeschwindigkeit von etwa 200 WpM (langsamer Leser) bzw. 330 WpM (schneller Leser) liest (englischsprachige Texte). 2
Du kannst nun verschiedene Techniken nutzen, um deine Geschwindigkeit in den aufgezeigten “Phasen” zu verbessern:
Fixierung: Anzahl der Wörter pro Fixierung erhöhen
Wenn du deine Lesekompetenz so trainierst, dass du beim Lesen anstatt einem Wort gleich drei Wörter aufnehmen kannst, dann steigert bereits diese kleine Veränderung dein Lesetempo enorm (das ist auch gleichzeitig der größte Hebel um deine Lesegeschwindigkeit zu verbessern).
Beispiel: Du liest eine Zeile mit 12 Wörtern und nimmst pro Fixierung ein Wort auf:
12 x 0,25 (Fixierung) + 12 x 0,10 (Augenbewegung) = 4,2 Sekunden
Wenn du jetzt pro Fixierung drei Wörter anstatt einem aufnimmst, dann verbessert sich deine Zeit bereits um über 300 %:
4 x 0,25 (Fixierung) + 3 x 0,10 (Augenbewegung) = 1,3 Sekunde
Das Aufnehmen von mehreren Wörtern pro Fixierung reduziert nicht nur die benötigte Zeit für Fixierungen, sondern auch gleichzeitig die Anzahl der nötigen Augenbewegungen (siehe oben Phase 2).
Allerdings ist hier wichtig zu wissen, dass der Anzahl der aufgenommenen Wörter pro Fixierung physische Grenzen gesetzt sind. Der Studie Word Identification and Eye Movements (2012) zufolge liegt diese Grenze bei maximal drei Wörtern pro Fixierung:
Hence, although readers may extract information from more than one word per fixation, the area of effective vision is no more than three words.
Dieses Ergebnis steht in klarem Widerspruch zu manchen Speed Reading Techniken, die dem Leser beibringen wollen, dass er gleichzeitig mehrere Zeilen pro Fixierung aufnehmen kann. Das ist aufgrund der physischen Beschränkung unseres effektiv genutzten Blickfelds bzw. im Speziellen der Beschränkung unserer Fovea centralis schlicht und ergreifend nicht möglich. 3 Um es genauer auszudrücken, schreibt Keith Rayner:
In summary, it appears that the perceptual span for readers of English generally extends from 3 – 4 letter spaces to the left of fixation to about 14–15 spaces to the right.
Nun stellt sich jedoch die Frage, wie du zumindest die Anzahl der aufgenommenen Wörter pro Fixierung bis auf drei erhöhen kannst. Ich nutzte dazu drei verschiedene Techniken:
1. Technik: Verwende ein Leseraster
Mithilfe einer Klarsichtfolie habe ich mir ein Leseraster gebaut, dass den Text in einem Buch in Spalten unterteilt.
Je nach Wortzahl pro Zeile kann dieses Raster am Anfang drei-, vier- oder fünfspaltig sein. Nach mehrmaligem Üben solltest du versuchen die Spaltenanzahl zu reduzieren, um am Ende pro Fixierung drei Wörter aufzunehmen. Am besten du übst diese Technik so lange, bist du dich auch ohne Leseraster wohl fühlst.
Für den Anfang empfehle ich eine Art Isolationsübung, welche ich selbst 10 Tage lang jeden Tag geübt habe. In folgender PDF-Datei findet sich eine Reihe von Zahlen. Drucke dir das Dokument aus und verwende eine Karteikarte, um die Zahlen abzudecken. Dann wirfst du für einen Bruchteil einer Sekunde einen Blick auf die Zahl und verdeckst diese anschließend wieder. Schreibe die Zahl auf ein Blatt Papier und überprüfe dein Ergebnis.
In meinem Test hat sich mein Erinnerungsvermögen an die jeweilige Zahl bei gleichbleibender “Blickdauer” über wenige Tage deutlich verbessert:
2. Technik: Verwende eine Lesehilfe
Das mag im ersten Moment etwas fremd klingen, weil es doch unserem üblichen Gesellschaftsbild so stark widerspricht. Denn ist nicht folgendes der Fall: Sobald wir jemanden im Café oder der Bahn mit dem Finger lesen sehen, stempeln wir ihn häufig als ungebildet ab.
Diese Einschätzung ist – zum Glück – aber grundlegend falsch. Denn die Verwendung einer Lesehilfe reduziert den Arbeitsaufwand unserer Augen auf ein Minimum und lässt uns im Idealfall bei gleichem Textverständnis schneller lesen. 5
Mein Tipp: Verwende ab jetzt beim Lesen immer eine Lesehilfe. Für mich war dazu ein dünner Bleistift vollkommen ausreichend. Nachdem du etwa eine Stunde mit der Lesehilfe geübt hast, solltest du dich an den “neuen” Gegenstand ganz gut gewöhnt haben. Zur Not hilft auch der Finger 🙂
3. Vermeide Regression und Re-Fixierung
Etwa 10 – 15 % aller Fixierungen beim Lesen werden durch Regression verursacht 6, also durch das Zurückspringen auf ein Wort dass du bereits gelesen hast. Diese Regression kostet dich unnötig Zeit. Unnötig Zeit deshalb, weil in Tests herausgefunden wurde, dass 80 % der Leser die im Text zurückgesprungen sind die Informationen in Wirklichkeit aufgenommen und beim Lesen der nächsten Sätze verarbeitet hatten. 7
Eine Lesehilfe kann dich aktiv dabei unterstützen dieses Zurückspringen im Text zu vermeiden. Denn wenn du stetig deiner Lesehilfe folgst, wirst du viel besser erkennen, wann und wie oft du im Text zurückspringst.
Die Lesehilfe kann dich auch beim zweiten Punkt, der Re-Fixierung von Wörtern unterstützen. Im Vergleich zur Regression springst du nicht direkt im Text zurück, sondern fixierst das gerade fixierte Wort erneut. Diese Re-Fixierung machst du bei etwa 15 % aller fixierten Wörter im Text. 8 Laut Studien ist die Ursache hierfür oft eine schlechte, erste Fixierung. 9 Wenn du deiner Lesehilfe folgst, kannst du diese falschen Fixierungen vermeiden.
Verarbeitungspause: Informationen schneller verarbeiten
Im Vergleich zur Fixierung ist eine Verkürzung der Verarbeitungspause beim Lesen eine weitaus größere Herausforderung, die auch mit wesentlich mehr Aufwand verbunden ist. Im nachfolgenden zwei Beispiele:
Subvokalisierung – Die Stimme im Kopf unterdrücken?
Im Kontext von Speed Reading ist immer wieder die Rede von Subvokalisierung, also dem inneren Nachsprechen des Gelesenen. Einige Arbeiten zum Thema empfehlen, diese Subvokalisierung möglichst vollständig zu eliminieren. Aber sollst du das wirklich machen?
Laut Keith Rayner ist das kontraproduktiv, denn die innere Stimme dient als nützliche Funktion um das Gelesene besser zu verstehen. 10
Was jedoch automatisch passiert, sobald du deine Lesegeschwindigkeit erhöhst, ist folgendes: Die Subvokalisierung wird schwächer. Solltest du der Studie von Keith Rayner also nicht trauen, dann brauchst du trotzdem keine Anstrengungen unternehmen deine innere Stimme zu unterdrücken, denn umso schneller du im Lesen wirst, desto weniger wirst du subvokalisieren.
Wissen und Wortschatz
Es wird dich kaum überraschen, aber umso größer dein Wortschatz ist und umso mehr Wissen du bereits auf dem gelesenen Gebiet hast, desto höher ist deine Lesegeschwindigkeit und dein Textverständnis.
Auch das kannst du trainieren, mit *Trommelwirbel*: Lesen. Ja, so einfach kann es manchmal sein. Ein gutes Vorgehen ist, dass du dir jeden Tag beim Lesen ein neues, dir unbekanntes Wort rauspickst und dir die Bedeutung des Wortes verinnerlichst. Somit kannst du über lange Zeit einen unglaublich großen Wortschatz aufbauen und verbesserst damit gleichzeitig deine Lesekompetenz.
Wissenswertes für deine persönliche Lesegeschwindigkeit
Doch wie schnell kannst du unter Anwendung dieser Techniken ohne Verlust des Textverständnisses maximal lesen? Dazu gibt es nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen. Eine Zahl die Keith Rayner in einem Interview mit lifehacker nannte sind 500 Wörter pro Minute. Dazu wörtlich:
You can probably push yourself to get a little over 500 words per minute, but you’re limited by the eyes and the anatomy of the retina.
Wie schaffen es also Speed Reader, wie John F. Kennedy einer war, dieses Limit zu überschreiten? Die Antwort ist recht einfach: Sie überfliegen (Skimming) den Text anstatt jedes Wort zu lesen. 11 Dies geht allerdings auf Kosten des Textverständnisses, weshalb die Lesekompetenz (Lesegeschwindigkeit mit Berücksichtigung des Textverständnisses) bei Überschreitung einer gewissen Geschwindigkeit proportional abnimmt. 12
I took a course in speed-reading… and was able to read War and Peace in twenty minutes. It’s about Russia.
– Woody Allen, Komiker
Eine Verschlechterung des Textverständnisses ist allerdings dann kein Problem, wenn die Situation es erlaubt. Also beispielsweise dann, wenn der gelesene Text überhaupt nicht bis ins letzte Detail verstanden werden muss. Oftmals genügt es, wenn man über ein Thema einen groben Überblick hat oder die wichtigsten Argumente schnell selektiert. Dafür sind die nachfolgenden Techniken geeignet.
Speed Reading Techniken mit Verlust des Textverständnisses
Um nun die Grenze von 500 Wörtern pro Minute zu sprengen, habe ich für dich drei Techniken ausgewählt, die ich selbst nutze:
1. Technik: Den Text vorher überfliegen (Skimming)
Wenn du einen Text vorher überfliegst, bereitest du dein Gehirn auf die anstehende Informationsaufnahme vor. Du aktivierst dadurch deine Wissensnetze im Kopf und kannst dir beim späteren Lesen den Inhalt besser merken, weil du ihn leichter mit vorhandenem Wissen verknüpfen kannst.
Dieses Vorgehen lohnt sich vor allem bei der Sichtung von wissenschaftlichen Texten für deine Bachelor- oder Masterarbeit, um dir einen ersten Überblick über das Thema zu verschaffen. Du überfliegst also zuerst den Text und holst dir die Basisinformationen raus. Beim späteren Lesen des Textes kannst du dann gezielt auf die Suche nach den nötigen Details (siehe 2. Technik) gehen.
2. Technik: Ziele definieren: Warum lese ich diesen Text?
Bevor du dich an das Lesen eines Textes machst, überlege dir genau, welches Ziel du damit verfolgst. Willst du nur einen groben Überblick über das Thema erhalten (Skimming) oder bist du gezielt auf der Suche nach Detailinformationen?
Wenn du beispielsweise nach speziellen Details suchst, dann brauchst du nicht zwangsläufig den kompletten Text zu lesen. Wende die 1. Technik zum Überfliegen des Textes an und suche dir genau die Stelle raus, welche für dein Vorhaben relevant ist.
3. Technik: Ersten + letzten Absatz lesen
Diese Technik eignet sich vor allem für das Lesen von Zeitungen und Zeitschriften. Im ersten Schritt solltest du dich fragen, welches Ziel du mit dem Lesen des jeweiligen Textes verfolgst (siehe 2. Technik). Ist dieses Ziel klar, kannst du ein einfaches Prinzip nutzen, das vielen Zeitschriftenjournalisten gelehrt wird:
Sag deinem Leser, was du ihm sagen wirst, sag es ihm, und dann sag ihm, dass du es ihm gesagt hast.
Das heißt, viele Artikel beginnen mit einem Aufhänger zum Thema, was der Journalist dem Leser sagen wird. Dann folgt der Hauptteil, der mit logischen Argumenten gefüllt ist. Ein Argument besteht hierbei häufig aus den drei B’s: Behauptung, Begründung, Beispiel (so wie man es im Deutschunterricht gelehrt bekommt). Am Ende des Artikels folgt ein Schluss, der einen Rückblick auf die Hauptargumente bildet und wo der Journalist dem Leser sagt, dass er es dir gesagt hat.
Dieser logische Aufbau macht es dir nach etwas Übung sehr leicht, das wichtigste aus einem Zeitungs- oder Zeitschriftenartikel zu selektieren, ohne dass du den ganzen Artikel im Detail gelesen haben musst.
Eine weitere Technik ist die Methode des Mind Mapping, welche Thema eines zukünftigen Artikels sein wird.
Mein Ergebnis
Kommen wir nun zum Ergebnis meines 14-tägigen Speed Reading Experiments.
Um ehrlich zu sein, bin ich nach diesem Experiment von den großen Marketing-Versprechen mancher Speed-Reading Kurse und Bücher desillusioniert. Denn hier werden oft Geschwindigkeiten von 800 oder 1000 WpM versprochen an die ich nicht annähernd rangekommen bin.
Jedoch weiß ich nun nach intensivem Selbsttest, dass Lesegeschwindigkeiten über 500 WpM nur auf Kosten des Textverständnisses möglich sind. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Manche Menschen sind glücklicherweise mit besserer “Hardware” ausgestattet, sodass hier manche Regeln nicht gelten.
Mein festgelegtes Ziel die Lesegeschwindigkeit um knapp 200 % zu steigern habe ich im Selbsttest mit 607 Wörter pro Minute zwar gerade so erreicht, jedoch nur auf Kosten des Textverständnisses. Letzteres lag beim Höchstwert von 607 WpM nur noch bei 53 %.
Aber auch diese Prozentangabe darf nicht für bare Münze genommen werden, wenn man berücksichtigt, dass der Test auf Textverständnis lediglich aus Multiple Choice Fragen bestand. Gefühlt hatte ich bei dieser Geschwindigkeit ein noch geringeres Textverständnis, das eher so zwischen 30–40 % lag. Die nachfolgende Grafik zeigt die einzelnen Ergebnisse meiner insgesamt sieben Selbsttests aus dem Speed Reading Buch von Tony Buzan:
Ein nachträglicher Test mit ursprünglichem Textverständnis (87 %) brachte allerdings ein erstaunliches Ergebnis zum Vorschein: Meine Lesegeschwindigkeit bei gleichem Textverständnis hat sich um etwa 70 % auf 380 Wörter pro Minute verbessert!
Das ist ziemlich cool und das mit insgesamt 7 Stunden Aufwand. Aber leider auch nur der erste Schritt. Im zweiten Schritt muss ich versuchen dieses Lesetempo möglichst bei vielen Texten anzuwenden, um daraus eine Gewohnheit zu formen. Das soll verhindern, dass ich aus altem Trott heraus wieder in mein altes Lesetempo zurückfalle. Ich werde über meine Fortschritte berichten.
Wer sich selbst durch das Buch von Buzan durcharbeiten möchte, für den habe ich hier eine Excel-Datei hinterlegt, in die man seinen persönlichen Fortschritt eintragen kann (für alle die nicht gerne in Bücher schreiben).
Zu guter Letzt möchte ich noch das Rätsel um John F. Kennedy auflösen. Auch er hat wohl nicht mit einer Geschwindigkeit von 1200 WpM gelesen, sondern dieser Wert war lediglich eine Schätzung eines Reporters. In Wahrheit lag der Wert wohl eher zwischen 500–600 Wörtern pro Minute. Er sei jedoch in der Lage gewesen, Texte mit einer Geschwindigkeit von 1000 WpM zu überfliegen.
Fazit
Ist es möglich deine Lesegeschwindigkeit zu verdoppeln? Ja, definitiv. Ist auch eine Steigerung von 200 % möglich? Ja, aber nur unter merklichem Rückgang des Textverständnisses bei Lesegeschwindigkeiten von über 500 WpM. Letzteres wird in vielen Darstellungen zum Thema Speed Reading leider oft “vernachlässigt”.
Unabhängig von deinem derzeitigen Lesetempo ist aber eines am aller wichtigsten: Lesen soll Spaß machen.
A person who won’t read has no advantage over one who can’t read.
– Mark Twain, Schriftsteller
Auch wenn du dir die Techniken des Speed Readings aneignest, wird es weiterhin Texte geben die du langsam lesen solltest. Denke hier beispielsweise an ein Gedicht oder ein Stück klassischer Literatur, wo du Wort für Wort in die Faszination der Sprache eintauchst. In diesem Sinne: Weiterhin viel Spaß beim Lesen 🙂
Hast du dich selbst schon einmal am Speed Reading probiert? Was waren deine Ergebnisse und vor allem Techniken, um eine höhere Lesegeschwindigkeit zu erreichen?
Philipp Silber says
Mega guter Beitrag 🙂
Thorsten Renz says
„Lesezeit 14 Minuten…“ während ich das gelernte versucht habe bei diesem Text anzuwenden, bin ich bei 13:30 Minuten angekommen 😉
Sehr guter Beitrag.