Im ersten Artikel dieser Artikelserie habe ich behauptet, dass produktiver werden bedeutet, mehr Zeit für die wichtigen Dinge im Leben zu haben und dass du nur durch die Kontrolle deines persönlichen Energielevels und deiner Aufmerksamkeit effizienter wirst.
Doch ich war nicht komplett ehrlich mit dir. Denn leider ist das alles Schwachsinn und wenig sinnvoll, solange eine geplante Produktivitätssteigerung nicht in Harmonie mit deinen langfristigen und individuellen Zielen ist!
Was bringt es dir beispielsweise tagelang erfolgreich und effizient deine Lesegeschwindigkeit zu erhöhen um mehr Bücher lesen zu können, nur um dann eines Tages festzustellen, dass dir Lesen eigentlich gar keinen Spaß macht?
Dieser Artikel behandelt einen sehr viel wichtigeren Aspekt als der erste. Es geht um Effektivität! Das Richtige zu tun, anstatt irgendetwas richtig zu tun. Am meisten Zeit im Leben verschwenden wir nämlich dann, wenn wir zu kurzfristig denken und unüberlegt bzw. unbewusst in die falsche Richtung laufen.
Dieser Beitrag ist Teil der Artikelserie „Einfach produktiver werden“ und wurde durch das Buch The Productivity Project 1 inspiriert. Diese Artikelserie behandelt die Quintessenz aus dem Buch:
- Mehr Zeit für die wichtigen Dinge im Leben haben
- Welche Produktivitätssteigerungen völliger Schwachsinn sind
- So nutzt du deinen Biorhythmus strategisch
- Warum Planung dich zwangsläufig erfolgreicher macht
- 3 Techniken, um Aufschieberitis effektiv zu bekämpfen
Den Autopilot abschalten und bewusster arbeiten
When you have more to do than ever before, less time to do it, and unparalleled freedom and flexibility with how you get it done, productivity is no longer about how efficiently you work. Productivity is about how much you accomplish.“ 2
– Chris Bailey, The Productivity Project
Zu oft passiert es uns im Eifer des Gefechts, dass wir vergessen nach dem eigentlichen Grund einer “Arbeit” zu fragen. Wir vergessen zurückzutreten, Pausen einzulegen und zu evaluieren, ob unsere Tätigkeiten noch mit unseren (langfristigen) Zielen übereinstimmt. Wir verlieren uns im Detail und schalten unser Leben auf “Autopilot”.
Einer der größten Feinde der Produktivität ist daher nicht das bewusste unproduktiv sein. Nein, viel schlimmer ist es wenn wir vermeintlich produktiv sind. Heute schon richtig tüchtig gewesen und über 50 Mails abgearbeitet? Gratulation und willkommen im Club der Pseudo-Produktiven!
I think one of the biggest mistakes people make when they invest effort in improving their productivity is that they continue to work automatically, in response to the work that comes their way. 3
– Chris Bailey, The Productivity Project
Es gibt viele Tätigkeiten, bei denen unser Autopilot uns vorgaukelt produktiv zu sein, dabei liefern sie kaum bis gar keinen Mehrwert für unser Leben:
- Zu vielen Meetings beiwohnen
- Mehrmals täglich Social Media oder E-Mails checken
- Zu oft Nachrichtenwebseiten lesen (es sei denn, es gehört zu deinem Beruf oder macht dir richtig Spaß!)
Ob im Studium, im Beruf oder auch in persönlichen Projekten: Bevor wir eine Aufgabe angehen, sollten wir uns immer fragen, ob diese wirklich “wichtig” ist. Wir müssen bewusster arbeiten. Eine Produktivitätssteigerung geht immer mit einem Schritt in Richtung der individuellen Ziele und Vorstellungen einher, ansonsten werden wir nur effizienter ohne auch effektiv zu sein.
Um mehr zu erreichen und produktiver zu werden müssen wir also zunächst unsere eigenen Ziele kennen!
Deine persönlichen Ziele basieren auf deinen inneren Werten
Ob eine Aufgabe, ein Projekt oder ein Engagement in deinem Leben wirklich „wichtig“ ist, hängt von deinen Zielen ab. Doch nicht jedes beliebige Ziel ist sinnvoll. Ob ein Ziel es wirklich wert ist erreicht zu werden, erkennst du nur dann, wenn du die Werte (zum Beispiel Ehrlichkeit, Offenheit, Intelligenz, Anerkennung, …) dahinter erfragst.
Oftmals verlieben wir uns nämlich nur in das Konzept der Beste, Schnellste, Stärkste zu sein, ohne zu berücksichtigen, ob wir das eigentlich wirklich wollen, oder ob uns das nur jemand oder etwas eingeredet hat. Solche Ziele, die nicht deinen inneren Werten entsprechen, sind den Aufwand nicht wert und du verschwendest nur unnötig Energie, verlierst deine Motivation und vielleicht sogar irgendwann dein Selbstvertrauen.
Mini-Herausforderung: Tritt einen Schritt zurück und finde heraus, worin du produktiver werden solltest
Besorg dir einen Stift und Papier und liste jetzt ein paar Werte auf, die dir wirklich wichtig in deinem Leben sind. Nimm dir ruhig ein paar Minuten dafür Zeit und erweitere die Liste auch in den nächsten Tage, wenn dir weitere Dinge einfallen:
- __________________
- __________________
- __________________
- __________________
- __________________
- …
Jetzt stell dir vor, du würdest durch eine Steigerung deiner Produktivität täglich zwei Stunden mehr Freizeit zur Verfügung haben. Wie würdest du diese zusätzliche Zeit nutzen?
In welche 3 Aktivitäten würdest du mehr Zeit investieren?
- _________, da dies mit folgenden meiner Werten zusammenhängt: _________
- _________, da dies mit folgenden meiner Werten zusammenhängt: _________
- _________, da dies mit folgenden meiner Werten zusammenhängt: _________
Falls sich eine Aktivität nicht mit deinen Werten verbinden lässt, solltest du darüber nachdenken, warum und ob du wirklich mehr Zeit in diese Aktivität investieren solltest. Du kannst auch rückwärts gehen und durch deine Lieblingsaktivitäten die dir wichtigen Werte herausfinden.
Folgende 3 neue Dinge würde ich gerne ausprobieren:
- _________, da ich auf dem Sterbebett bereuen würde, das nie gemacht zu haben
- _________, da ich auf dem Sterbebett bereuen würde, das nie gemacht zu haben
- _________, da ich auf dem Sterbebett bereuen würde, das nie gemacht zu haben
Frage dich auch hier ob diese neue Aktivität mit deinen Werten im Einklang ist. Falls sich wirklich keiner deiner Werte in einer Aktion widerspiegelt, solltest du vielleicht etwas anderes in Erwägung ziehen.
Bestimmt hast du eine Vorstellung davon, worin zu gerne produktiver sein würdest. Auf Basis deiner obigen Antworten denke jetzt darüber nach, welche Art von Produktivitätssteigerung dir wohl am meisten mehr Freizeit beschaffen könnten (z.B. bessere Tagesplanung, weniger Ablenkung, mehr Motivation,…) :
Um die obigen Dinge zu erreichen, will ich vor allem in diesen Bereichen produktiver werden:
- _________ – dies ist mir wirklich wichtig, da es mit meinen Zielen/Werten zusammenhängt
- _________ – dies ist mir wirklich wichtig, da es mit meinen Zielen/Werten zusammenhängt
- _________ – dies ist mir wirklich wichtig, da es mit meinen Zielen/Werten zusammenhängt
Arbeitsproduktivität – So wirst du produktiver in Studium und Beruf
Im Studium und Beruf machen dich oft nicht die schönsten, sondern jene Aufgaben produktiver, die dir am meisten Mehrwert bringen. “High-Impact Tasks”, die dir eine bessere Note, einen Karrieresprung, eine Gehaltserhöhung einbringen (je nachdem was dein Ziel ist ;)) Von einer anderen Perspektive gesehen geht es hier um Aufgaben, mit denen du dein Unternehmen weiterbringen kannst. Aufgaben, die deinem Boss am wichtigsten sind. Nur wenn du dich auf solche Aufgaben konzentrierst, kommst du effektiv weiter.
Leider sieht man hier manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht. Zurückzutreten und die wichtigsten Aufgaben im Studium/Arbeitsumfeld zu identifizieren kann dir daher auch hier weiterhelfen.
Folgende Verantwortlichkeiten habe ich in meinem Studium / meinem Beruf:
- __________________
- __________________
- __________________
- __________________
- __________________
- __________________
- ….
Das interessante daran: In den meisten Fällen sind lediglich 3 Dinge davon wirklich relevant!
90% of the values that you contribute to your company is contained in three tasks
– Brian Tracy, Eat That Frog
Stelle dir daher jetzt folgende Frage: Wenn ich nur eine einzige dieser Aufgabe verfolgen könnte, welche dieser Aufgaben würde mir am meisten Mehrwert bringen / mir helfen, am meisten zu erreichen (oder: welche Aufgabe ist meinem Boss/Unternehmen am wichtigsten)?
- _________, da _________
Wenn ich insgesamt zwei weitere Dinge tun könnte, wären dies:
- _________, da _________
- _________, da _________
Wie du erkennst, ob du heute produktiv warst
Deine Produktivität ergibt sich aus deiner Effizienz (erster Artikel) und Effektivität.
Deine Effektivität zu messen könnte nicht einfacher sein: Blicke am Ende eines Tages zurück und frage dich, ob du heute alles erreicht hast, was du dir vorgenommen hast. Heute war nur Chillen am Baggersee angesagt und das war genau das, was du getan hast? Gratulation, dein Tag war vollkommen produktiv! Denn Produktivität bedeutet in erster Linie effektiv zu sein, also das Richtige zu tun.
Um dieses Ziel besser zu erreichen, solltest du dich laut Tim Ferriss mehrmals täglich fragen, ob du noch auf Kurs bist und wirklich deine konkreten Tagesziele anstrebst oder ob du nur “aktiv” bist und dein Autopilot eingeschalten hast.
3 times per day, at schedules times, ask yourself: Am I being productive, or just active?
Wie du auch deine Effizienz messen kannst, schauen wir uns im nächsten Artikel genauer an. Bis dahin ermutige ich dich einen Blick in The Productivity Project zu werfen. Es gibt dir den perfekten Einstieg in die Thematik und spart dir eine Menge Zeit, indem du lernst, welche Produktivitätstechniken sinnvoll sind und von welchen du lieber die Finger lassen solltest.
Uberstrategie - Mache jetzt deinen ersten Schritt
Zeit in neue Gewohnheiten oder Routinen zu investieren, macht erst dann Sinn, wenn du ermittelt hast, ob eine bestimmte Veränderung wirklich mit deinen persönlichen Zielen in Einklang ist. Deine “wirklichen” Ziele erkennst du daran, ob deine inneren Werte damit verknüpft sind. Falls du die Mini-Herausforderungen in diesem Artikel gemacht hast, darfst du jetzt Feierabend machen 🙂 Ansonsten rate ich dir zumindest folgende, einfache Schritte durchzuführen:
- Überlege dir, in welche Freizeitaktivität du in den letzten Tagen und Wochen am meisten Zeit investiert hast.
- Überprüfe, ob diese Aktivität mit einem deiner Ziele oder noch besser einem deiner Werte zusammenhängt.
- Falls du auf 2. mit JA geantwortet hast, gehe so oft zurück zu 1. bis du eine Aktivität findest, auf die du mit NEIN oder ICH WEISS ES NICHT antwortest.
- Versuche in den nächsten Tagen langsam mehr Zeit von dieser auf eine andere Aktivität “umzuschichten” und zu ermitteln, ob diese Änderung dein Leben langfristig bereichern kann oder nicht.
- Gewöhne dir an, öfter zu fragen, ob du aktuell wirklich effektiv bist indem du dein Handeln mit deinen Zielen abgleichst. Falls du nur aktiv bist, versuche wieder auf Kurs zu kommen.
Fazit
Wenn wir nur effizient sind, nicht aber effektiv, dann sind wir nur schneller, laufen unter Umständen aber in die komplett falsche Richtung und verschwenden damit unsere Zeit! Erst wenn du weißt, dass du auf dem richtigen Weg bist, solltest du dich auch mit Effizienz beschäftigen! Die eigene Effizienz zu messen und zu erhöhen ist leider etwas komplizierter. Wir schauen uns das im nächsten Artikel genauer an.
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