Was unterscheidet dich von den großen Persönlichkeiten unserer Zeit?
Was hatte Steve Jobs, was du nicht hast?
Woher nimmt Elon Musk seine scheinbar grenzenlose Energie um SpaceX, Tesla, SolarCity und das Hyperloop-Projekt nach vorne zu treiben?
Eine potentielle Antwort: Beide Personen haben bzw. hatten ganz klare Visionen ihrer eigenen Zukunft, die kohärent mit der Vision ihrer jeweiligen Unternehmen ist. Sowohl Steve Jobs als auch Elon Musk verfolg(t)en eine Mission die größer ist bzw. war als sie selbst.
Als Steve Jobs Apple gründete, hatte er eine ganz klare Vision. Eine Vision für sich selbst und das Unternehmen, die man einfacher wohl nicht hätte formulieren können:
Computer for the rest of us.
– Steve Jobs, Mitgründer von Apple
Die von Elon Musk ist ebenso einfach, wenn auch etwas größer gedacht:
The long term ultimate objective – the holy grail – is we would like to help make life multi-planetary.
– Elon Musk, Gründer von Tesla, SpaceX und SolarCity
Apple und SpaceX dienten Jobs und Musk letztlich aber nur als Mittel zum Zweck, um ihre persönliche Vision zu verwirklichen.
Trotz dieses klaren Zusammenhangs kennen wir Visionen oder Mission Statements häufig nur von Unternehmen. Im Buch Built to Last: Successful Habits of Visionary Companies beschreibt Jim Collins was erfolgreiche Unternehmen ausmacht und kommt zu folgendem Ergebnis:
Companies that enjoy enduring success have core values and a core purpose that remain fixed while their business strategies and practices endlessly adapt to a changing world.
– Jim Collins, Autor und Managementexperte
Diese Erkenntnis gilt nicht nur für Unternehmen, sondern auch für uns als Individuen. Wir als Menschen brauchen einen stabilen Kern, um erfolgreich mit den Veränderungen in unserer Umwelt, im Freundeskreis oder in der Arbeit umgehen zu können.
Hinweis: Aus der Betriebswirtschaftslehre kennt man die Unterscheidung zwischen der Vision eines Unternehmens und seiner Mission. Diese Unterscheidung halte ich hier allerdings nicht für sinnvoll, denn das Mission Statement ist in erster Linie für dich gedacht und nicht für deine Stakeholder 😉 Hier im Kontext: Vision = Mission Statement.
Das persönliche Mission Statement: Warum?
Ein Mission Statement bzw. die eigene Lebensvision kann diesen stabilen Kern darstellen. Laut Stephen R. Covey (7 Habits Of Highly Effective People) erschaffst du mit deinem Mission Statement aber nicht nur einen stabilen Kern, sondern auch deinen persönlichen, individuellen Lebenskompass. Einen Kompass, keine Landkarte!
Denn nur ein Kompass hilft dir auch durch schwierige Lebensphasen und bei wichtigen Entscheidungen. Er hilft dir gerade dann, wenn deine Landkarte für die anstehende Entscheidung zu klein, ungenau oder veraltet ist.
Mit einem Mission Statement – deinem Kompass – in der Hand, stellst du sicher, dass du weißt, wer du bist und worauf es dir im Leben ankommt.
People often find themselves achieving victories that are empty, successes that have come at the expense of things they suddenly realize were far more valuable to them.
– Stephen R. Covey, Autor
Das Zentrum deines Lebens
Damit dein Mission Statement dir als Kompass dienen kann, musst du es als eine Art „persönliche Verfassung“ oder „persönliches Grundgesetz“ betrachten.
You could call a personal mission statement a personal constitution. Like the United States Constitution, it’s fundamentally changeless. In over 200 years, there have been only 26 amendments, 10 of which were in the original Bill of Rights. The United States Constitution is the standard by which every law in the country is evaluated.
– Stephen R. Covey, Autor
Wie eine Verfassung kann dein persönliches Mission Statement die Grundlage für alle deine Entscheidungen im Leben bilden.
Ob wir es nun Verfassung, Kompass oder anders bezeichnen, ist im Grunde genommen egal. Denn im Prinzip ist das Mission Statement das Zentrum deines Lebens, oder vielmehr eine Art Festung, mit deren Hilfe du dir einen Anker in der schnelllebigen Welt unserer Zeit schaffst.
Viele Menschen sind sich ihrem Zentrum aber leider nicht bewusst oder haben dieses gefährlich ausgerichtet. Das führt dazu, dass sie leichter verletzt werden, schnell die Orientierung verlieren und manchmal sogar am Sinn des eigenen Lebens zweifeln.
Gefährliche oder alternative Zentren
Solche gefährlichen oder alternativen Zentren können sein:
- Der Lebenspartner (alternativ: Der Partner / die Partnerin)
- Familie
- Geld oder Besitz
- Arbeit oder Karriere
- Freunde
- Vergnügen
- Das eigene Selbst
Steht beispielsweise der Lebenspartner im Mittelpunkt des eigenen Lebens, kann das für eine Weile sehr gut gehen und für einen das erfüllendste im Leben sein. Gefährlich wird es allerdings dann, wenn es in der Beziehung zu Problemen kommt. Plötzlich ist man gegenüber den Stimmungen und Gefühlen des Partners sehr verletzlich. Man überreagiert in Situationen, in denen man die Beziehung gefährdet sieht. Denn man sieht gleichzeitig auch die eigene Sicherheit, das eigene Lebenszentrum, in Gefahr.
Man ist in diesem Fall abhängig von der Person, mit der man in Konflikt steht. Bedürfnis und Konflikt sind plötzlich vermischt. Das führt zu Überreaktionen und ungesunden Mischungen aus Liebe-Hass Reaktionen oder Fight-or-Flight Tendenzen. Man fühlt sich stets von der anderen Person angegriffen, kann Situationen nicht mehr annähernd objektiv bewerten und es entzieht einem jegliche Energie.
Versteh mich an dieser Stelle bitte nicht falsch. Seinen Partner als wichtigen Teil seines Lebens zu sehen, halte ich keines Falls für falsch. Allerdings sollte er nicht das Zentrum selbst, sondern ein Teil davon sein. Es sollte nicht passieren, dass du bei jedem Streit mit deinem Partner den Sinn deines eigenen Lebens in Frage stellst. Das tut weder dir, noch deiner Beziehung gut.
Ähnlich gefährlich ist es, wenn man seine Freunde, Geld, die Arbeit oder das eigene Vergnügen zum Mittelpunkt seines Lebens macht. In allen Beispielen macht man sich abhängig von äußeren Einflussfaktoren, welche man nicht kontrollieren kann. Man ist seiner Umwelt schutzlos ausgeliefert und begibt sich in eine gefährliche Abhängigkeitssituation inklusive Achterbahnfahrtsgarantie der Gefühle.
Ich selbst konnte bzw. durfte das in der Vergangenheit schon erleben, als ich die Arbeit, das Vergnügen oder die Freundin zum Mittelpunkt meines Lebens machte. Jedes dieser ungeplanten Experimente brachte große Lehren, aber auch Zweifel, Verletzlichkeit und Unzufriedenheit mit sich.
Mit Coveys Hilfe kann ich jetzt im Nachhinein viele Situationen während dieser „Phasen“, in denen ich mein Zentrum falsch platziert hatte, besser einordnen. Ich kann jetzt Momente, in denen ich für mich ungewöhnlich bzw. unerwartet reagiert habe, besser verstehen und für die Zukunft daran arbeiten.
Doch wenn weder der Partner, noch die Arbeit oder das eigene Vergnügen im Mittelpunkt des Lebens stehen sollen, was soll es dann sein?
Prinzipienorientiertes Zentrum
Des Lösungs Problem ist laut Covey ein einfacher und naheliegender Ansatz: Prinzipien als Zentrum des eigenen Lebens, von denen man Sicherheit, Orientierung, Weisheit und Kraft schöpft.
Our security comes from knowing that, unlike other centers based on people or things (…), correct principles do not change. We can depend on them. Principles don’t react to anything. They won’t divorce us or run away with our best friend. They aren’t out to get us. They can’t pave our way with shortcuts and quick fixes. They don’t depend on the behavior of others, the environment, or the current fad for their validity.
– Stephen R. Covey, Autor
Dieses prinzipienorientierte Zentrum besteht aus folgenden vier Faktoren:
- Sicherheit: Deine Sicherheit basiert auf richtigen Prinzipien die sich nicht verändern und unabhängig von äußerlichen Einflüssen sind.
- Orientierung: Dein Kompass, der dir ermöglicht zu sehen, wohin du willst und wie du dieses Ziel erreichst. Alle deine Entscheidungen werden an deinen Prinzipien ausgerichtet und du gewinnst den nötigen Abstand zu alltäglichen Situationen.
- Weisheit: Durch Sicherheit und Orientierung schärfst du dein Urteilsvermögen und du erlangst die nötige Balance und Sicherheit um Dinge „anders“ zu sehen. Du denkst anders als die reaktive Gesellschaft um dich herum.
- Kraft: Sicherheit, Orientierung und Weisheit bilden die Grundlage für eine ausgewogene Kraft, die weitestgehend unabhängig von dem Verhalten anderer ist. Deine Fähigkeit zum Handeln wird durch deine erlangte Unabhängigkeit und Freiheit nicht mehr beeinflusst und du bist Herr deiner vollständigen Kraft.
Sind diese Faktoren in Einklang und Harmonie, dann bilden Sie ein mächtiges Zentrum unserer eigenen Persönlichkeit. Der nächste Abschnitt zeigt, wie du diese Faktoren identifizierst und dein persönliches Mission Statement erstellst.
Ein persönliches Mission Statement erstellen
Ein persönliches Mission Statement erstellst du nicht auf einen Nachmittag oder an einem Wochenende. Vielmehr ist die Erstellung ein langer Prozess, der viel Selbstbeobachtung und Analyse fordert und sich über mehrere Wochen oder Monate hinziehen kann.
Viktor Frankl says, we detect rather than invent our missions in life. I like that choice of words. I think each of us has an internal monitor or sense, a conscience, that gives us an awareness of our own uniqueness and the singular contributions that we can make. In Frankl’s words, „Everyone has his own specific vocation or mission in life. Therein he cannot be replaced, nor can his life be repeated. Thus, everyone’s task is as unique as is his specific opportunity to implement it.“
– Stephen R. Covey, Author
Es kann sein, dass du dein Mission Statement mehrfach überarbeiten musst, bist du dich richtig wohl damit fühlst. Und auch dann kann sich dieses noch weiterhin verändern, wenn du es regelmäßig überprüfst und neue Einsichten oder Veränderungen einbringst.
Mich selbst hat die Erstellung meines Mission Statements ein paar Wochen gekostet. Dabei flossen aber viele Selbsterkenntnisse ein, die sich über Jahre hinweg entwickelt und herauskristallisiert haben. Denn wie Viktor Frankl im Zitat oben sagte: „Wir entdecken unsere Mission, anstatt sie zu erfinden“
Dazu habe ich beispielsweise viele meiner Tagebucheinträge nochmal gelesen und meine Evernote-Notizen analysiert. Letztere enthielten viele Gedanken über meine Selbsteinschätzung, erhaltenes Feedback und vor allem auch Zitate, welche ich über die letzten Jahre gesammelt habe. Ein Zitat ist mir dabei besonders aufgefallen, da ich dieses auch in meinem XING-Profil verwende:
Der einzige Mensch, den es zu übertreffen gilt, ist der Mensch, der du gestern warst.
Für mich wurde der Inhalt dieses Zitats zu einem wichtigen Bestandteil meines Mission Statements: Die ständige Weiterentwicklung der eigenen Person. Das nicht akzeptieren des persönlichen Status quo; lebenslanges Lernen und Studieren; jeden Tag ein bisschen besser werden.
Vielleicht hast auch du so ein Zitat, dass dich und eines deiner Prinzipien ähnlich gut beschreibt?
Uberstrategie - Mache jetzt deinen ersten Schritt
Um Inspirationen für den Inhalt deines Mission Statements – hier vor allem die Säulen Sicherheit und Orientierung – zu erhalten, kannst du folgende Wege ausprobieren:
- Beginne mit dem Ende: Wage ein kurzes Gedankenexperiment und stelle dir das Ende deines Lebens vor. Stelle dir vor, wie du Gast deiner eigenen Beerdigung bist. Stell dir vor, du sitzt in den Reihen und lauscht den Rednern. Was möchtest du hören, was deine Familie über dich sagt? Was sollen deine Freunde über dich sagen? Wie möchtest du von deinen Arbeitskollegen und der Gemeinschaft (z.B. Vereinen, Organisationen) beschrieben werden? Nimm dir dafür Zeit und schreibe deine Gedanken auf ein Blatt Papier. Das ist eine gute Übung um herauszufinden, welche Werte und Prinzipien dir wirklich wichtig sind.
- Rollen identifizieren: Je nach Vorliebe kannst du in deinem Mission Statement auch zwischen verschiedenen Rollen unterscheiden. Wie möchtest du als Partner/in agieren? Welche Werte sind dir in deinen Freundschaften wichtig? Wie möchtest du im Studium / Arbeit gesehen werden?
- Tagebucheinträge und Notizen: Falls du ein Tagebuch führst oder deine Gedanken irgendwo festhältst, ist das eine perfekte Grundlage für ein Mission Statement. Du kannst dadurch sehr gut herausfinden, was du gerne tust, welche Werte du schätzt (oder was dich bei einem Verstoß dagegen verletzt) und wo vielleicht auch deine Leidenschaft hängt. Im besten Falle erkennst du hier ein Muster, dass sich durch alle deine positiven Erlebnisse und Erfolge zieht.
- Zitate: Falls du eine Zitatesammlung besitzt, dann solltest du dort ansetzen. Welche Zitate bewegen dich am meisten? Welches Zitat wiederholst du immer und immer wieder in deinem Kopf? Falls du noch keine Zitatesammlung hast, ist jetzt der richtige Zeitpunkt um damit anzufangen 🙂
- Zeit nehmen: Nimm dir für die Arbeit an deinem Mission Statement Zeit. Blocke dir einen halben Tag und ziehe dich an einen ruhigen Ort zurück, um mit der Arbeit an deinem Mission Statement zu beginnen. Auch wenn du vielleicht nicht fertig wirst, wichtig ist, dass du damit anfängst und dich selbst und deine Mission im Leben besser kennenlernst.
Je nach persönlicher Vorliebe kann dein Mission Statement unterschiedlich lang sein. Wichtig dabei ist, dass du dich mit deinem Mission Statement wohl fühlst und genau weißt, was es für dich bedeutet. Manche können das in ein paar Sätzen ausdrücken, andere brauchen dafür eine ganze Seite. Mein persönliches Mission Statement umfasst fünf Sätze mit etwa 80 Wörtern. Andere Mission Statements, beispielsweise von CEOs, sind gerade mal einen Satz lang. Ein paar Beispiele für längere Mission Statements findest du hier.
Egal wie lange dein Mission Statement ist, am Ende ist vor allem wichtig, dass du dieses lebst, dieses ständig weiterentwickelst und vor allem daran glaubst. Denn:
Wenn du etwas ganz fest willst, dann wird das gesamte Universum dazu beitragen, dass du es auch erreichst.
– Paulo Coelho, Schriftsteller
Frage: Welche Rolle spielt das Mission Statement in deinem Leben? Was hat dir dabei geholfen deine „Mission“ zu identifizieren?
Josef says
Hey Benny,
vielen lieben Dank für das positive Feedback. Klar, machen wir sobald ich zurück bin 🙂
Viele Grüße aus Cali und dir noch eine schöne Zeit
Josef
Josef says
Hey Benny,
vielen lieben Dank für das positive Feedback. Klar, das machen wir sobald ich wieder zurück bin 🙂
Viele Grüße aus Cali und dir noch eine schöne Zeit
Josef
Dennis Nehrenheim says
Danke für den inspirierenden Artikel, Josef. Mir persönlich hat besonders meine Zitatesammlung geholfen. In den Zitaten, die ich über die Jahre gesammelt habe, spiegeln sich meine Werte und Vorstellungen wieder. PS: ein guter Tipp für neue Zitate: https://ifttt.com/applets/27145417d-email-me-a-famous-quote-every-day