„Würdest du mir bitte sagen, welchen Weg ich einschlagen muss?“
„Das hängt zum guten Teil davon ab, wohin du gehen willst“, antwortete die Katze.
„Oh, das ist mir ziemlich gleichgültig“, sagte Alice.
„Dann spielt es auch keine Rolle, welchen Weg du einschlägst“, meinte die Katze.– Lewis Carroll, Alice im Wunderland
Wenn es dir so geht wie vielen unserer Leser, dann ist dir das Thema Lebensplanung durchaus bekannt. Du hast wahrscheinlich schon einige Artikel dazu gelesen, bist aber letztlich noch nicht wirklich weitergekommen, denn ansonsten hätte dieser Artikel nicht deine Aufmerksamkeit erregt 😉
Das ist auch nicht weiter schlimm, denn viele schieben dieses Thema auf die lange Bank. Man findet schnell Ausreden, sich nicht mit der eigenen Zukunft zu beschäftigen. Denn in der Zukunft liegt die Ungewissheit. Diese führt zu Verunsicherung und Verunsicherung führt zu Angst. Und Angst ist etwas, was wir tunlichst versuchen zu vermeiden.
Deshalb liest man immer wieder Artikel (wie diesen), der einem sagt, wie wichtig es doch ist zu planen und sich Ziele zu setzen. Am Ende solcher Artikel nickt man dann immer brav, ist sich (erneut) für kurze Zeit der Wichtigkeit des Themas bewusst und klickt sich anschließend wieder zurück in den Facebook Newsfeed …
Das Gute an diesem Artikel: Du hast gleich jetzt die Wahl!
Du bist noch da? Perfekt, erste Hürde gemeistert! Dann wartet jetzt gleich die erste Aufgabe auf dich: Blocke dir in deinem Kalender einen halben Tag. Einen halben Tag, an dem du nichts anderes tun wirst, als dich mit dir selbst zu beschäftigen.
Fertig? Wenn ja, dann lies den Artikel mindestens noch bis zu Schritt 1.
Wenn du anschließend noch Zeit und Konzentration hast, kannst du dich gleich in die Arbeit stürzen. Ansonsten komme einfach wieder zurück, wenn dir dein Kalender einen dezenten Hinweis darauf gibt.
Warum es wichtig ist, sich Ziele zu setzen
Wenn du einen der zahlreichen Lebenscoaches da draußen fragst, warum du dir Ziele setzen solltest, dann wird man dir ziemlich schnell was über die Harvard (oder Yale) Studie erzählen.
In beiden Studien fragte man den jeweiligen MBA-Abschlussjahrgang, ob sie sich für die Zukunft Ziele gesetzt und diese auch aufgeschrieben haben.
Lediglich 3 Prozent der Befragten machten beides und hatten auch einen Plan, wie sie die aufgeschriebenen Ziele erreichen wollen. Zehn Jahre später interviewte man die gleichen Personen nochmal und stellte erstaunliches fest (Harvard Studie):
Die 3 Prozent der Absolventen mit aufgeschriebenen Zielen verdienten nach 10 Jahren im Durchschnitt 10 mal so viel wie die restlichen 97 Prozent der Absolventen zusammen.
So – oder so ähnlich – findet man die Geschichte in den Weiten des Internets und sogar in Büchern von Zig Ziglar oder Tony Robbins. Es gibt nur ein (klitzekleines) Problem: Es hat weder eine Harvard-Studie noch eine Yale-Studie jemals gegeben, wie die jeweiligen Bibliotheken der Universitäten bestätigen. Es handelt sich dabei also um einen Mythos. 1
Schade eigentlich, die Studien hätten wirklich gut in das Konzept der Lebensplanung gepasst. Wir müssen uns also etwas unspektakuläreren Studien bedienen, die im Kern zwei wichtige Eigenschaften von Zielen bestätigen:
- Ziele steigern die Motivation. Faktisch sind Ziele und Motivation so stark verflochten, dass viele Definitionen von Motivation auch den Begriff Ziel enthalten. 2 Es ist beispielsweise schon lange bekannt, dass es die Motivation mehr steigert, wenn man jemandem ein konkretes Ziel gibt, anstatt ihm zu sagen, er soll sein Bestes geben. 3
- Ziele erhöhen den Erfolg. Hunderte von Korrelationen und experimentellen Studien zeigen den Beweis, dass das Setzen von Zielen die Erfolgswahrscheinlichkeit zur Erreichung einer Sache stark steigert. 4 Eines der wichtigsten Erfolgsfaktoren hierbei ist, dass mit dem Setzen von Zielen eine stärkere Selbstkontrolle einhergeht. 5
Neben diesen Pro-Argumenten höre ich in Diskussionen aber immer mal wieder Gegenargumente, die da lauten: Das Setzen von Zielen mache einen unflexibel und man könnte dadurch interessante Möglichkeiten im Leben auslassen.
Ich halte diese Argumente für eine Ausrede. Denn aus meiner Sicht bewirkt eine klare Lebensplanung genau das Gegenteilige: Wenn man ein klares Bild von seiner Zukunft vor Augen hat, dann läuft man nicht jeder Möglichkeit nach, die sich einem bietet. Man trifft bewusster Entscheidungen und lässt nicht andere die Entscheidungen für sich treffen. Man läuft nicht Gefahr, dass man sich gleichzeitig in hunderte von Richtungen bewegt, um am Ende des Tages festzustellen, dass man sich keinen Zentimeter in die richtige Richtung bewegt hat.
(Illustration angelehnt an Essentialism von Greg McKeown)
Klar, denn wie sollte man auch die richtige Richtung kennen, wenn man noch gar keine Vorstellung davon hat, wie man sein Leben gestalten möchte?
Um genau dieses Problem zu vermeiden und um die eigene Richtung zu identifizieren, habe ich für mich die letzten Jahre eine Strategie entwickelt. Eine Strategie, wie du systematisch deine Lebensplanung angehen kannst und somit ein klares Bild deiner Zukunft erhältst.
Uberstrategie - Mache jetzt deinen ersten Schritt
Der folgende 4-Schritte-Plan ist wie folgt gedacht: Nimm dir für jeden der einzelnen Schritte so viel Zeit wie nötig. Ein halber Tag wird dir für alle Schritte nicht reichen. Teilweise wirst du an einem Punkt mehr als einen halben Tag arbeiten. Das ist ganz normal.
Blocke dir deshalb bereits jetzt den nächsten halben (oder ganzen) Tag in deinem Kalender!
Steht der Termin im Kalender?
Wirklich? Dann weiter im Text. In der Zeit in der du nicht an der Planung arbeitest, solltest du dich selbst und deine Umwelt sensibel beobachten. Oftmals müssen Gedanken im Kopf erst reifen, bis sie konkreter werden (siehe auch diffuser Denkmodus). Sehr oft merkt man aber auch erst durch intensive Selbstbeobachtung und Reflektion, was einem wirklich wichtig ist und welche unausgesprochenen oder unbewussten Ziele in einem Schlummern.
4-Wochen Challenge zur smarten Lebensplanung
Wenn du es ernst meinst, dann sind wir für dich da! Wenn du hier deine E-Mail-Adresse einträgst, werden wir dich jede Woche mit einer kurzen E-Mail daran erinnern, an einem der Schritte zu arbeiten. In dieser 4-Wochen Challenge kommst du jede Woche deiner individuellen Lebensplanung einen Schritt näher. Versuch es!
Egal wie du auf deine Ziele kommst, wichtig sind bei der Planung und kreativen Phase vor allem zwei Dinge, welche du immer im Hinterkopf behalten solltest:
- Sei ehrlich zu dir selbst! Wenn du unbedingt eine Yacht in Saint-Tropez besitzen möchtest, dann setze dir nicht die Bekämpfung des Welthungers als Ziel. Jeder Mensch hat andere Ziele, für manche sind sie mit Geld, für andere mit sozialer Anerkennung oder Berühmtheit verbunden.
- Bleib am Ball. Sei persistent, reflektiere regelmäßig deine Planung und arbeite kontinuierlich an deinen Zielen. Es sind nicht die großen Schritte die zum Erfolg führen, sondern die vielen kleinen.
Der 4-Schritte-Plan im Überblick:
- Finde deinen Kompass. Bevor du dir eine genaue Landkarte zeichnest (Lebensplanung), ist es wichtig, zuerst die Richtung zu kennen in die du laufen möchtest (Kompass).
- Dreamlining. Gib dir selbst die Erlaubnis von deiner Zukunft zu träumen und schreibe alle deine Träume auf.
- Kategorisierung. Ordne deine Träume aus Schritt 2 den fünf verschiedenen Bereichen deines Lebens zu: Gesundheit, Emotionen, Beziehungen, Spirituelles und Finanzielles & Selbstverwirklichung
- Bewerten und Priorisieren. Vergleiche deine aktuelle Situation mit dem Bild deiner Zukunft und identifiziere und priorisiere ein Ziel, dass dich dabei unterstützt möglichst viele andere Ziele zu erreichen.
Betrachte diesen 4-Schritte-Plan als iterativen Prozess. Wenn du beispielsweise in Schritt 4 feststellst, dass einige Ziele angepasst werden müssen, du was vergessen hast oder dich mit einem Ziel nicht mehr wohlfühlst, dann kehre zu Schritt 2 (oder sogar Schritt 1) zurück.
Schritt 1: Finde deinen Kompass
Bevor du mit der Planung deiner Ziele anfängst, solltest du dir zuerst über etwas viel wichtigeres Gedanken machen: Über deinen Kompass. Denn nichts ist frustrierender, als jahrelang eine Leiter hochzuklettern, oben anzukommen und dann festzustellen, dass du die Leiter gegen die falsche Wand gelehnt hast. 6
Du brauchst also erst einen Kompass, bevor du die Landkarte (Lebensplanung) zeichnest. Deshalb empfehle ich dir als ersten Schritt mit der Arbeit an deinem Mission Statement zu beginnen und dieses – zumindest in einer ersten Fassung – niederzuschreiben.
Dieses Mission Statement schafft nicht nur Sicherheit und Orientierung, sondern sorgt auch dafür, dass du bei der Planung deiner Ziele sicherstellst, dass diese in Einklang mit deinen Werten, Prinzipien und deiner größeren Mission stehen.
Schritt 2: Dreamlining
Nachdem du dir in Schritt 1 deinen Kompass gebaut hast, kannst du dich jetzt zurücklehnen und träumen. Eine gute Inspiration hierfür ist die Schlüsselszene aus „Das Streben nach Glück“:
Denn mit dem Träumen ist das so eine Sache: Ich habe das Gefühl, je älter man wird, desto weniger träumt man. Die großen Vorstellungen der eigenen Zukunft aus der Kindheit weichen immer mehr der scheinbaren Realität. Das ist schade und jeder Einzelne muss sein Bestes geben, um seine Träume zu schützen, denn:
Alle großen Leute waren einmal Kinder, aber nur wenige erinnern sich daran.
– Antoine de Saint-Exupéry, Schriftsteller
In diesem Sinne: Gib dir selbst die Erlaubnis wieder zu Träumen und lass dich von nichts und niemandem von diesen Träumen abbringen.
Doing the unrealistic is easier than doing the realistic.
– Timothy Ferriss, Buchautor und Unternehmer
Der Großteil der Leute, sagen wir einmal 99 Prozent, strebt nach den „realistischen“ Zielen, also nach Mittelmäßigkeit. Denn diese Leute glauben fest daran, dass sie nicht in der Lage sind großartige Dinge zu tun. 7 Das ist gut für die restlichen 1 Prozent:
It is easier to raise $1,000,000 than it is $100,000. It is easier to pick up the one perfect 10 in the bar than the five 8s. If you are insecure, guess what? The rest of the world is, too (…) The fishing is best where the fewest go.
– Timothy Ferriss, Buchautor und Unternehmer
Ich möchte dich deshalb zum Träumen von deiner Zukunft animieren. Limitiere dich dabei nicht selbst und mache dir keinerlei Gedanken darüber, wie du dieses Ziel erreichst oder was andere über dich und dieses Ziel denken könnten.
Whatever the mind can conceive and believe, it can achieve.
– Napoleon Hill, Schriftsteller
Für das Träumen braucht es allerdings Zeit und oftmals auch den richtigen Ort. Verlasse für diesen Schritt am besten deine gewohnte Umgebung und begib dich an einen Ort, der dich inspiriert.
Träume von deiner perfekten Zukunft. Wie stellst du dir dein perfektes Leben vor? Was müsstest du erreichen, besitzen, können, gesehen oder gefühlt haben? Finde für jedes Ziel auf einer Skala von 1-10 die „perfekte 10“ und notiere dir deine Überlegungen.
Folgende Fragen können dir dabei als kleine Gedankenstütze helfen:
- Was würdest du jeden Tag tun, wenn du 100 Millionen Euro auf der Bank liegen hättest?
- Was würdest du tun, wenn du weißt, dass du nicht verlieren könntest / unbesiegbar wärst?
- Was müsstest du machen, damit du morgens ganz aufgeregt in den Tag startest? (wie das amerikanische Kind, das am Morgen des 25. Dezember endlich seine Geschenke bekommt)
- Welche Sachen gibt es, die du jeden Tag tun möchtest und die dich glücklich machen?
- Was wolltest du immer schon einmal lernen (Fähigkeit)?
- Was möchtest du unbedingt noch machen bevor du stirbst?
Falls du bereits eine Bucket-List oder sogar eine Impossible List führst, kannst du diese perfekt für diesen Schritt nutzen. Wichtig dabei ist, dass du die Elemente auf der Liste immer mit deinem Mission Statement aus Schritt 1 abgleichst (entspricht das Ziel auch deinen Werten und Prinzipien? Trägt es maßgeblich zur Realisierung deiner Lebensvision bei?).
Schritt 3: Kategorisierung in Lebensbereiche
Vermutlich liegt dir aus Schritt 2 nun eine ziemlich unübersichtliche, etwas chaotisch anmutende Liste mit einer schier endlosen Anzahl an Ideen und Zielen vor. Das ist auch gut so!
Im Schritt 3 bringst du nun etwas Ordnung ins Chaos und ordnest deine Ziele in fünf verschiedene Kategorien ein.
Über die letzten Jahre habe ich viele Modelle kennengelernt, wie so eine systematische Kategorisierung aussehen kann. Allerdings hat keines dieser Modelle vollständig zu mir gepasst.
Ich habe deshalb bereits 2013 damit begonnen, mir auf Grundlage der existierenden Modelle ein eigenes Modell zu entwickeln das in der aktuellen Version fünf Kategorien umfasst:
- Gesundheit: Körperliche und geistige Gesundheit
- Emotionen
- Beziehungen
- Spirituelles
- Finanzielles und Selbstverwirklichung
Das Ziel des Modells (siehe Grafik unten) sollte sein, dass du die ersten vier Bereiche (Säulen) immer im Gleichgewicht hältst. Denn nur dann ist man als Person ausbalanciert, was die Grundlage für den fünften Bereich – Finanzielles und Selbstverwirklichung – bildet. Fängt einer der vier Säulen zu bröckeln an, kann das negative Konsequenzen auf alle anderen Bereiche haben.
Kategorie 1: Gesundheit – Körperliche und geistige Gesundheit
Die erste Kategorie umfasst sowohl unsere körperlich als auch geistig Gesundheit. Ziele in diesem Bereich können beispielsweise eine gesunde Ernährung, regelmäßiger Sport oder ausreichend Schlaf sein.
Es hat eine Zeit gedauert, bis ich diesen Lebensbereich richtig verstanden habe. Früher gab es bei mir oft Tage, an denen ich meinen geplanten Sport verschoben oder mich ungesund ernährt habe, weil gerade dringendere Angelegenheiten anstanden. Anstatt an den wichtigen Dingen wie meiner Gesundheit zu arbeiten, opferte ich diese auf Kosten dringender Angelegenheiten die eine kurzfristige „Belohnung“ versprachen. Was für ein Fehler!
Seit nun ziemlich genau zwei Jahren gehe ich die Sache anders an: Ich habe meine körperliche Gesundheit zur Priorität Nummer 1 erklärt und ziehe das Training und genügend Schlaf sehr vielen Dingen in meinem Leben vor. Im Falle von Konflikten sage ich beispielsweise Termine oder Veranstaltungen einfach ab. Dieses „Nein“-Sagen zu lernen war alles andere als einfach, aber ich bin der festen Überzeugung, dass das der richtige Weg für mich ist. Denn ich glaube Gesundheit bildet die wichtigste Basis in unserem Leben. Nur wenn wir gesund sind, können wir einen nachhaltigen und kontinuierlichen Beitrag in dieser Welt leisten.
Neben dem Training des Körpers müssen wir aber auch unsere geistige (mentale) Gesundheit trainieren. Machen wir das während der (akademischen) Ausbildung noch regelmäßiger, so nimmt die Intensität im Laufe der Zeit häufig ab. Das intensive Studieren weicht beispielsweise dem Fernsehen, dessen Programm uns in sehr subtiler und unterbewusster Weise beeinflusst und damit ungewollt prägt. Regelmäßiges Lesen, Reflektieren, Gehirnjogging oder Schreiben (wenn du dir beispielsweise Gedanken über deine Lebensplanung machst 😉 ) können deine mentalen Akkus wieder aufladen. Aber auch Reisen oder Diskussionen können deine mentalen Fähigkeiten schärfen.
Kategorie 2: Emotionen
In diese Kategorie ordne ich alle Ziele ein, die meine emotionale Ebene betreffen. Im Vergleich zur Kategorie „Beziehung“ (siehe nächster Abschnitt) beziehen sich diese Emotionen weniger auf das Zwischenmenschliche, als vielmehr auf dich selbst.
Ein kleines Beispiel: Du hast durch regelmäßiges Reflektieren festgestellt, dass dich konstruktive Kritik, egal von welcher Person, immer runterzieht und deine Stimmung verdirbt. Anstatt nun den Fehler zuerst bei anderen zu suchen, solltest du mit dir selbst beginnen. Welche Gefühle löst konstruktive Kritik bei dir aus? Bist du vielleicht kritikunfähig und wenn ja, warum?
It is easy to see the faults of others, but difficult to see one’s own faults. One shows the faults of others like chaff winnowed in the wind, but one conceals one’s own faults as a cunning gambler conceals his dice.
– Buddha
Angelehnt an obiges Beispiel könnte ein potenzielles Ziel sein, dass du auf Kritik zukünftig gelassener reagieren möchtest. Du könntest dir als Ziel setzen, solche Kritik künftig anzunehmen, objektiv zu bewerten und deine Gefühle dabei besser zu kontrollieren.
Das ist freilich alles andere als einfach. Denn die Wahrnehmung der eigenen Gefühle und im nächsten Schritt die bewusste Kontrolle dieser, bedarf oftmals jahrelanger Übung (beispielsweise durch Meditation).
Dr. Alan Watkins hat zum Thema Emotionen einen sehr interessanten TED-Talk gehalten:
Wie scheinbar unkontrollierbare Emotionen dein tägliches Handeln und deine Entscheidungen beeinflussen, kannst du auch im Artikel Elefant und Reiter nachlesen.
Kategorie 3: Beziehungen
No man, woman, or child is an island. We are ultrasocial creatures, and we can’t be happy without having friends and secure attachments to other people. 8
– Jonathan Haidt, Professor für Psychologie
Wir Menschen sind hypersoziale Wesen und aus der Sozialpsychologie wissen wir, dass die Güte und der Umfang unserer sozialen Beziehung maßgeblich für das eigene Glücksempfinden verantwortlich sind.
Deshalb sind Antworten auf folgende Fragen für deine eigene Lebensplanung so wichtig:
- Welche Beziehung wünschst du dir mit deinen Freunden?
- Wie oft und regelmäßig möchtest du deine Freunde sehen?
- Wie sieht deine Familienplanung aus?
- Welche Vorstellungen hast du von deinem Traumpartner/in?
Kategorie 4: Spirituelles
Die letzte Säule ist für viele wahrscheinlich am wenigsten „greifbar“.
Für mich bedeutet Spirituelles vor allem die tiefe und innere Verankerung meines Mission Statements. Was ich damit meine: Es ist eine Sache ein Wertesystem und eine Mission im Leben zu haben. Es ist allerdings eine andere Sache, auch nach diesen Werten und dieser Mission zu leben und aus tiefster Überzeugung daran zu glauben.
Es ist beispielsweise einfach, sich dem Wert der Ehrlichkeit zu verschreiben. Es ist allerdings schon deutlich schwieriger, diesen Wert in jeder Lebenssituation auch Tag für Tag zu leben und keine Ausnahmen – und seien sie noch so klein – zu machen.
Manche finden diese Überzeugung im Gebet, andere in der Meditation, wiederum andere in der Musik, Literatur oder an der Natur. So verschieden die Wege auch sein mögen, im Spirituellen haben wir die Möglichkeit eine unentdeckte Kraft zu finden und diese für uns zu nutzen
Aus meiner Erfahrung heraus ist das die schwierigste Kategorie von allen, denn Fortschritte sind in diesem Bereich nur sehr langsam zu erkennen. Es benötigt eine sehr gute Selbstwahrnehmung, viele Experimente und ein hohes Durchhaltevermögen hierfür.
Ich selbst versuche mich beispielsweise schon seit über einem Jahr an der Meditation, kann aber nach etwas (un)regelmäßiger Durchführung erst kleine Fortschritte erkennen. Diese kleinen Schritte geben mir allerdings Hoffnung, dass Meditation für mich ein möglicher Weg sein kann.
Kategorie 5: Finanzielles und Selbstverwirklichung
Die fünfte und letzte Kategorie ist „Finanzielles und Selbstverwirklichung“, die nicht ohne Grund an letzter Stelle genannt wird. Denn um letztlich seine finanziellen Ziele zu erreichen und sich sogar selbst zu verwirklichen, bedarf es einem soliden Fundament. Dieses Fundament bildet die Balance der ersten vier Lebensbereiche.
Wenn es dir so geht wie mir, als ich mich zum ersten Mal intensiv mit dem Thema Lebensplanung auseinandergesetzt habe, dann fallen viele deiner erträumten Ziele aus Schritt 2 in diese Kategorie. Hilfreich und vor allem wichtig fand ich dabei eine Unterkategorisierung in „Finanzielles“ und „Selbstverwirklichung“.
Finanzielles
In die erste Unterkategorie „Finanzielles“ fallen die offensichtlichen und häufig mit „Erfolg“ assoziierten materiellen Gegenstände: Ein eigenes Auto, ein großes Haus mit Pool und Fitnessstudio und alles andere, was man so mit Geld verbindet. Also häufig Dinge, von denen man vielleicht schon als Kind geträumt hat, weil man es von seinem sozialen Umfeld so vorgelebt bekommen hat.
Selbstverwirklichung
Die zweite Unterkategorie, die „Selbstverwirklichung“, geht hingegen eine Stufe über den finanziellen und materiellen Bereich hinaus. Häufig entpuppt sich dieser Bereich spätestens dann als unersetzlich, wenn man merkt, dass einen finanzielle und materielle Dinge nicht erfüllen und glücklich machen.
The pursuit of luxury goods is a happiness trap; it is a dead end that people race toward in the mistaken belief that it will make them happy.
– Jonathan Haidt, Professor für Psychologie
In der Regel wirst du in dieser Unterkategorie viele Dinge aus deinem Mission Statement wiederfinden. Hier könnte beispielsweise als Ziel stehen, dass du die Welt positiv verändern möchtest, indem du eine eigene Hilfsorganisation gründest, um den Hunger in der dritten Welt zu bekämpfen. Egal wie verrückt die Ziele auch sein mögen, gib dir selbst das Recht dieses Ziel zu akzeptieren und denke nicht über die Umsetzung nach!
Schritt 4: Bewerten und Priorisieren
Nachdem du im vorherigen Schritt deine erträumten Ziele kategorisiert hast, ist es jetzt an der Zeit eine Bewertung durchzuführen. Bewerten heißt, dass du für jedes einzelne Ziel einen Ist/Soll-Vergleich aufstellst. Wo stehst du gerade und wo willst du hin?
Bewerten
Bewerte den aktuellen Status jedes einzelnen Ziels auf einer Skala von 1-10.
Bilde anschließend für jede der fünf Lebensbereiche (siehe Schritt 3) einen Punktedurchschnitt um einen Überblick zu erhalten, in welchem Lebensbereich du bereits sehr gute Fortschritte gemacht hast und in welchem nicht.
Das mag auf den ersten Blick ziemlich analytisch wirken, ist es auch 😉
Der tieferliegende Sinn dahinter ist aber, dass du ein Gefühl dafür bekommst, in welchen Lebensbereichen es bereits sehr gut läuft und an welchen du arbeiten musst. Hierbei ist weniger die genaue Punktzahl entscheidend, als vielmehr dein subjektiver Eindruck.
Priorisieren
Wirf abschließend einen genauen Blick auf deine Lebensziele und finde eine Antwort auf folgende Frage: Welches Ziel musst du erreichen, um einen möglichst großen Effekt auf alle anderen Ziele zu haben?
Man spricht hier von einem sogenannten Enabler-Goal. Also einem Ziel, mit dessen Erreichung du mehrere Fliegen – pardon Ziele – mit einer Klappe schlägst. Ist dieses Ziel identifiziert, hast du den größten dir zur Verfügung stehenden Hebel gefunden, um deinen Träumen einen Schritt näher zu kommen.
Deine Aufgabe ist jetzt, an diesem Ziel Tag für Tag zu arbeiten. Wie du das am besten umsetzt, beispielsweise in einer Jahresplanung, werde ich dir in einem der nächsten Artikel zeigen.
Fazit
Falls du es bis an diese Stelle geschafft und gleichzeitig alle Übungen gemacht hast – egal über welchen Zeitraum – dann hast du dir gerade meinen größten Respekt verdient.
Bei mir hat es viele Jahre gedauert, bis ich von der initialen Idee einer Lebensplanung zu dem Moment vorgedrungen bin, wo ich diese auch tatsächlich umgesetzt habe. Insofern hast du mich aus zeitlicher Perspektive vielleicht gerade überholt 😉
Das Konzept an sich kenne ich etwa seit sechs Jahren. Erste Gehversuche habe ich allerdings erst in 2012 gemacht. Damals habe ich mir am Ende des Jahres insgesamt drei (Lebens)ziele gesetzt. Das letzte dieser drei Ziele konnte ich mir in diesem Jahr mit einem mehrmonatigen Studium an der Stanford University nun endlich erfüllen. Somit ist für mich das Lebensplanungskonzept bereits voll aufgegangen!
Doch eine wichtige Lehre habe ich dabei gezogen, welche ich auch in der Literatur wiedergefunden habe und dir abschließend mit auf den Weg geben möchte:
When it comes to goal pursuit, it really is the journey that counts, not the destination. Set for yourself any goal you want. Most of the pleasure will be had along the way, with every step that takes you closer. The final moment of success is often no more thrilling than the relief of taking off a heavy backpack at the end of a long hike. If you went on the hike only to feel that pleasure, you are a fool.
– Jonathan Haidt, Professor für Psychologie
Setze dir Ziele und genieß die Reise dorthin. Am besten kannst du die Reise allerdings dann genießen, wenn du das Ziel auch kennst.
Dennis Nehrenheim says
Hier ein Beispiel, wie das Ganze aussehen kann: https://www.dennisnehrenheim.com/impossible-list/