Mit schmerzverzerrtem Gesicht stehe ich da, das eiskalte Wasser strömt auf mich herunter.
Meine Atmung schnell, meine Muskeln verkrampft, mein ganzer Körper angespannt. Die Kälte brennt förmlich auf meiner Haut.
Jede einzelne Sehne in mir wehrt sich.
„Was machst du!?“, schreit das Fleisch.
„Ich habe keine Ahnung!“, entgegnet der Geist.
Doch ich bleibe willensstark, denn ich weiß: Gleich ist es geschafft!
Dann befinde ich mich in einem Zustand voller Entspannung, Klarheit und Euphorie.
Einem Zustand, für den es sich lohnt zu leiden. Einem Zustand, den ich in ohne dieses Experiment in diesem Ausmaß nie kennengelernt hätte.
– Auszug aus Logbuch zum Experiment
Diese – zugegeben, „leicht“ melodramatischen – Worte sollen dir aufzeigen, dass das Verlassen deiner Komfortzone zu den interessantesten und wertvollsten Erfahrungen in deinem Leben führen kann.
Meine kürzlich durchgeführte 30-Tage-Kalte-Dusche-Herausforderung war genau das: eine unglaublich interessante Erfahrung! Sie hat mein Leben nachhaltig geprägt und mir vor Augen geführt, welche Schätze es außerhalb der persönlichen Komfortzone zu bergen gibt.
In diesem Artikel erfährst du, wie eine Kalte-Dusche-Herausforderung im Detail abläuft, welche Gedankentricks du dabei anwenden kannst und wie ein solches Experiment dein Leben nachhaltig prägen kann.
Los gehts! 👊
Das Experiment: Die 30-tägige Kalte-Dusche-Herausforderung
Bei einer Kalte-Dusche-Herausforderung unterziehst du dich einer kleinen Hydrotherapie und duschst für einen vorbestimmten Zeitraum ausschließlich unangenehm kalt.
Neben Komfortzonentraining strebst du damit vor allem nach dem Kälteschock, den die abrupte Anwendung von kaltem Wasser in dir auslöst. Denn dieser Schock startet den angenehmen und gesundheitsfördernden Aufwärmprozess deines Körpers; die sogenannte Thermogenese.
Die konkrete Zielsetzung meines Experiments
Meine Zielformulierung bestand aus vier Teilkomponenten. Ich wollte…
- …30 Tage am Stück jeweils mindestens eine kalte Dusche pro Tag nehmen.
- …nach zwei Wochen den Höhepunkt des Experiments erreichen – mit einer 10-minütigen Dusche auf der kältesten Stufe (im Sommer etwa 18-20 Grad).
- …die gesundheitlichen Vorteile der oben aufgeführten Studien für mich persönlich evaluieren.
- …entscheiden, ob kalte Duschen langfristig etwas für mich sind.
Detaillierte Aufzeichnung meines Experiments mit der kalten Dusche
Falls es dich interessiert, wie mein Experiment im Detail genau ablief und wie ich mich dabei gefühlt habe, wirf einen Blick in mein detailliertes Logbuch.
Wie du diese Herausforderung auf dich zuschneiden kannst (Tailoring)
Die Kalte-Dusche-Herausforderung ist das erste meiner Experimente, welches ich jedem einzelnen Ubermind Leser ans Herz legen möchte! Dabei muss keine 30-Tage Challenge durchgeführt werden. Meiner Meinung nach reichen bereits 1-2 Wochen um alle positiven Erfahrungen der kalten Dusche zu machen und eine Entscheidung bezüglich des zukünftigen Duschens zu treffen!
Zu folgender Anpassung des Experiments würde ich dir jedoch raten:
All-In – ab dem ersten Tag!
Seien wir mal ehrlich: es kommt so viel cooler All-In zu gehen. Das schrittweise Abbrausen einzelner Körperglieder scheint zwar zunächst sinnvoll, macht das Ganze jedoch nur unangenehmer und langwieriger. Stattdessen: Stell dich unter die Dusche, justiere den Regler entsprechend und „Wasser marsch„!
Definiere den Höhepunkt des Experiments richtig!
Mein Höhepunkt von 10 Minuten war unnötig lange gesetzt. 5-6 Minuten reichen als maximale Duschdauer vollkommen aus. Eine längere Duschdauer bringt dir keine merkbar besseren Effekte. Ausnahme: du willst dir beweisen, dass du mich und meine 10 Minuten schlagen kannst. Falls du das schaffst, berichte mir unbedingt davon!
Zögere den Höhepunkt hinaus!
In den ersten Tagen meines Experiments dehnte sich meine Komfortzone täglich etwas aus. Durch die täglichen Steigerungen musste ich jeden Tag erneut komplett aus meiner persönlichen Komfortzone heraustreten. Jedoch hatte ich dann bereits nach 6 Tagen 100% Kälte erreicht. Ich konnte nur noch an der Dauer der Dusche drehen. Nach 12 Tagen hatte ich dann auch hier alle möglichen Steigerungen ausgereizt. Das konnte ich dann nur noch mit dem kalten Bad am Schuss überbieten. Ich würde dir daher empfehlen, das Experiment so zuzuschneiden, dass du erst gegen Ende (ca. am drittletzten Tag) 6 Minuten bei 100% Kälte erreichst. Dies ermöglicht dir öfter aus deiner eigenen Komfortzone herauszutreten. So kannst so mehr Komfortzonentraining abschöpfen.
Falls du dich absolut nicht überwinden kannst mit einer komplett kalten Dusche zu starten, schlage ich vor, dass du zunächst ein Tailoring hin zu Wechselduschen oder zumindest zu Schottischen Duschen vornimmst.
Diese liefern zwar meist keine so merkbaren, positiven Effekte, jedoch können einige Vorteile auch damit erreicht werden. Vielleicht eröffnen sie dir auch früher oder später das Tor zur komplett kalten Dusche. So kannst du den Höhepunkt noch weiter hinauszögern.
Die Nachteile von kalten Duschen
Es wäre schlichtweg gelogen zu behaupten, dass kalte Duschen nur Vorteile haben. Für mich haben kalte Duschen definitiv auch eine Kehrseite:
- Kalt duschen ist unangenehm! Viel-, Lang- und Gernduschern fällt damit ein angenehmes Erlebnis weg. Komplett kalte Duschen eignen sich daher eher für erfrischendes Abduschen als für das sorgfältige Waschen nach der Schlammschlacht. Das Waschen mit Seife ist unter kaltem Wasser zwar möglich und macht auch sauber, ist jedoch einfach alles andere als spaßig!
- Die Thermogenese schwächt mit der Zeit ab! Der Körper wird mit der Zeit abgehärtet und gewöhnt sich an die neue Belastung. Wird das Wasser daher nicht täglich kälter gestellt, nimmt der wohl schönste Vorteil von kalten Duschen mit der Zeit ab.
- Unter der kalten Dusche ist dein Verstand ausschließlich mit dem unangenehm kalten Wasser beschäftigt. Vielleicht kennst du das: Unter der warmen Dusche kommen einem oft die besten Ideen. Kalte Duschen sind in der Regel aber zu „aufdringlich“, als dass man dabei den eigenen Verstand wandern lassen könnte.
- Kopfschmerzen! Die anfängliche Adaptionsphase des Körpers kann während der kalten Dusche unter Umständen zu Kopfschmerzen führen.
- Aufschieberitis! Kalte Duschen dauern zwar in der Regel nicht so lange wie warme Duschen, jedoch ist es sehr wahrscheinlich, dass vor einer kalten Dusche prokrastiniert wird. Dies macht die kürzere Duschdauer oft zunichte, oder führt sogar zu einem insgesamt längeren Duschaufwand.
Die 3 weisen Lehren, die ich aus meiner Kalte-Dusche-Herausforderung ziehe
Zugegeben, nicht jeder wird meine Lehren als Lebensweisheiten anerkennen.
Doch für mich waren die folgenden drei Erkenntnisse Erleuchtung und Legitimation der Kalte-Dusche-Herausforderung zugleich:
1. Beim Komfortzonentraining reicht es aus, täglich einen kleinen Schritt außerhalb des eigenen Wohlfühlbereichs zu machen
Die kalte Dusche ist eine Art Mini-Investition in den eigenen Gemütszustand
Die Komfortzone ist per Definition ein Bereich, den man aus Bequemlichkeit, Effizienz, Angst, mangelndem Selbstvertrauen und Scham nur sehr ungern verlässt.
Die Kalte-Dusche-Herausforderung hat mir jedoch deutlich aufgezeigt, dass das Verlassen der Komfortzone meist nur für sehr kurze Zeit unangenehm ist. So sind bei kalten Duschen meist “nur” die ersten 60 Sekunden wirklich unliebsam. Danach hat sich dein Körper bereits auf die Kälte eingestellt.
Die Kalte-Dusche-Herausforderung konditioniert dich auf Komfortzonentraining
Der Mensch hat generell Probleme damit, sich etwas anzugewöhnen das Überwindung kostet, dessen Belohnung aber erst verspätet eintritt und damit ungewiss ist. Sei es der Besuch im Fitnessstudio für das spätere Muskelwachstum oder der Lohnsteuerausgleich für eine viel zu verspätete Steuerauszahlung. Der Mensch denkt lieber kurz- als langfristig!
Die Kalte-Dusche-Herausforderung hat mir dabei geholfen, mich auf Komfortzonentraining zu konditionieren. Sie hat meine Hemmungen verringert auch in anderen Lebenslagen öfter aus meinem Wohlfühlbereich auszutreten. Denn durch die Belohnung in Form von Erfrischung, Euphorie und Entspannung zeigte sie mir täglich, zeitnah und zuverlässig, welche Schätze jenseits meines Schweinehunds auf mich warten!
Die Komfortzone dehnt sich aus – deutlich schneller als du denkst!
Bei der Komfortzone handelt es sich leider nicht um einen Zaun, den man einmal überqueren muss um ins Freie zu gelangen. Denn schafft man es die Komfortzone zu verlassen, dehnt sich diese sofort aus. So liegt beispielsweise die zweite kalte Dusche bereits deutlich mehr in der Komfortzone, wenn sie nicht kälter oder länger ausfällt als die erste.
Es ist daher wichtig, nicht dem Trugschluss eines Pseudokomfortzonentrainings zu erliegen. Die Kalte-Dusche-Herausforderung kann dem gerecht werden, indem täglich kleine Steigerungen eingebaut werden.
An die Schätze außerhalb der Komfortzone zu gelangen ist meist viel leichter, als man zunächst glaubt. Denn beim Komfortzonentraining reicht es meist aus, einen wirklich kleinen Schritt außerhalb des eigenen Wohlfühlbereichs zu setzen. Bei der Kalte-Dusche-Herausforderung sind das etwa 5% kälter zu stellen oder 30 Sekunden länger unter der Dusche bleiben. Das Wichtigste dabei ist, sich nicht selbst zu betrügen. An dem Tag, an dem es dich deutlich weniger Überwindung kostet unter die kalte Dusche zu stehen, hast du deine Komfortzone leider kaum verlassen.
2. Sobald du dir eingestehst, dass Grenzen nur in deinem Kopf existieren, werden Gedankentricks unglaublich mächtig
Während Komfortzonentraining unweigerlich Willenskraft erfordert, ist es nicht verboten sich dabei selbst zu überlisten. Wenn du dich also unter die kalte Dusche “trickst”, wird deren Belohnung deshalb nicht geringer ausfallen.
Das Gute daran: Wirst du täglich gezwungen deine Komfortzone zu verlassen, (er)findest oder erinnerst du dich viel einfacher an clevere Taktiken. Taktiken, die du nicht nur auf einem Blog liest, sondern auch wirklich sofort anwendest!
Hier ein paar meiner persönlichen Ubertricks, die ich in meinem Experiment angewendet habe:
Ein kinderleichter Gedankentrick: Die 1-2-3 Taktik
Die 1-2-3 Taktik habe ich bereits in meiner Jugend erfunden:
Wenn du dich etwas nicht traust, halte kurz inne und sammle dich (mobilisiere deine Willenskraft). Dann verpflichte dich dazu in 3 Sekunden (in naher Zukunft, aber in der Zukunft!) genau das zu tun, was du dich nicht traust! Doch räume dir ein, jetzt und in den nächsten 3 Sekunden, noch nichts tun zu müssen. Nun zähle langsam bis 3 und sobald du angekommen bist, handle entsprechend dem Slogan von Nike: Just Do It!
Diese Taktik funktioniert leider nur so lange zuverlässig, bis du dich dabei das erste Mal selbst betrügst.
Sich intelligent austricksen: Die 5-Sekunden Regel
Die 5-Sekunden Regel ist noch mächtiger als die 1-2-3 Taktik, da sie kaum von deiner Willenskraft zehrt.
Sicher ist dir folgendes bewusst: Umso mehr Zeit du deinem Gehirn gibst, einen Grund zu finden, etwas nicht zu tun, desto wahrscheinlicher wird es, dass du tatsächlich einen findest. Mit der 5-Sekunden Regel kommst du erst gar nicht in die Lage dich entscheiden zu müssen.
Definiere hierzu im Vorfeld eine Maxime in der Form Trigger -> Aktion für dich, wie etwa: „Innerhalb der ersten 5 Sekunden, in denen ich die Dusche betrete (Trigger), schalte ich sofort das Wasser an (Aktion)„. Auf diese Weise kommt dein mentaler Elefant gar nicht erst zum Zug und der Reiter gewinnt!
Ebenfalls hilfreich: Gedankliche Okkupation
Jede gedankliche Ablenkung macht kaltes Duschen angenehmer, da du deinen Verstand nicht übertrieben auf das kalte Wasser richtest.
Versuche dich zum Beispiel an konzentriertem und langsamem Ein- und Ausatmen oder einer fordernden Aufgabe, wie dem Multiplizieren zweier großer Zahlen. Du kannst auch ein Lied im Hintergrund laufen lassen. Das hilft zusätzlich um das Gefühl für die Zeit nicht zu verlieren.
Der wohl mächtigste Gedankentrick von allen: Ziele
Ziele, die einem etwas bedeuten oder mit einem tieferen Bedürfnis im Leben verknüpft sind, können unglaublich mächtig sein. Jedes richtig formulierte Ziel stärkt vor dessen Erreichung die intrinsische Motivation und nach der Erreichung das persönliche Leistungsbewusstsein.
Ziele sind daher einer der ausschlaggebenden Gründe dafür, warum manche Menschen etwas Bedeutendes in ihrem Leben erreichen und andere nur in den Tag hineinleben. Lebensziele, Jahresziele, Wochenziele, Tagesziele – alle davon sind extrem wertvoll!
Die Kalte-Dusche-Herausforderung hat mir vor allem gezeigt, wie mächtig „Miniziele“ sind, welche man sich nur für die nächsten paar Minuten setzt.
Die Kalte-Dusche-Herausforderung hat mir anschaulich aufgezeigt, dass Gedankentricks unglaublich mächtig sein können. Vor allem sobald du dir eingestehst, dass Grenzen nur in deinem Kopf existieren und dein Kopf nun Mal auch ausgetrickst werden kann. Miniziele sind dabei der wohl mächtigste Gedankentrick von allen. Jedes einzelne Mal, wenn ich mir ein Miniziel für die nächste Dusche gesetzt habe, wie etwa “90 Sekunden bei 90%”, habe ich dieses auch erreicht.
3. Der menschliche Körper ist unglaublich adaptionsfähig!
Während du deinen Kopf überlisten kannst, kann sich dein Körper unglaublich gut anpassen. Es passiert zwar nicht sofort, doch die Adaption an „außergewöhnliche“ Belastungen wie kalte Duschen stellt sich in der Regel bereits nach wenigen Tagen ein.
Wer nur verschwitzt, aber nicht verschmutzt ist, kommt gegebenenfalls auch ohne Reinigungshilfen aus. Die erwünschte Erfrischung bringt das Duschen ohnehin mit sich und das Wasser hat einen Abspüleffekt
– Dr. Ernst Tabori, Direktor des Deutschen Beratungszentrums für Hygiene (BZH)
Sobald du keine Steigerungen mehr in deine Kalte-Dusche-Herausforderung einbaust, verringert sich der Kälteschock bereits nach wenigen Tagen. Das ist das Zeichen dafür, dass sich deine Fähigkeit kaltem Wasser zu widerstehen deutlich verbessert! In den kalten Baggersee springen oder eine kalte Outdoor Dusche nehmen? Alles wird auf einmal so viel leichter.
Vom Warmduscher zum richtigen Mann
Zwar reduzieren sich dadurch leider auch die positiven Effekte der Thermogenese, doch ich denke die gewonnene Abhärtung, Widerstandsfähigkeit und die Tatsache, vom “Warmduscher” zum richtigen Mann zu werden, machen das wieder wett.
Die Kalte-Dusche-Herausforderung hat mich jedoch auch gelehrt, dass der Körper sich anpassen kann, er dies jedoch alles andere als „gerne“ tut. Am schwersten fällt mir persönlich zum Beispiel immer das Abbrausen von Bauch und Rücken. Sie sind meine persönlichen “Kälteschwachstellen”. Falls du auch solche Schwachstellen bei dir entdeckst, versuche nicht dem Fehler zu unterliegen, diese „Schwachpunkte“ auszusparen. Im Gegenteil: genau diesen Bereichen solltest du die meiste Aufmerksamkeit widmen, um die größten Effekte zu erzielen. Besser als mit einer Dusche klappt das natürlich bei einem kalten Bad.
Das kalte Bad
Auch ein kaltes Bad würde ich jedem Leser einmal ans Herzen legen. Für mich war es unglaublich interessant, meinem Körper aufmerksam und achtsam bei der Thermogenese zuzuschauen.
Wenn es dich zum Beispiel bei einem Winterspaziergang friert, schenkst du deinem körpereigenen Aufwärmprozess kaum Beachtung. Natürlich nimmst du Gänsehaut oder Muskelzittern wahr, aber du achtest eben nicht mit voller Konzentration darauf, was in deinem Körper vor sich geht. So entgeht dir diese höchst interessante Erfahrung.
Der krönende Abschluss: Ein 10-minütiges „Eisbad“ bei 80% Kälte. Das Ende des Experiments gibt mir Motivation. Langsam steige ich in die Wanne. Es ist zunächst weniger schlimm als erwartet. Nach etwa 4 Minuten fange ich minimal an zu zittern. Langsam wird das Zittern immer heftiger. Bei 5 Minuten beginnen meine Zähne zu klappern, mein Atem wird schneller. Ab 6 Minuten aufwärts atme ich als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen. So lange ich mich nicht bewege ist alles ok. Ich spüre wie meine Körpertemperatur immer weiter sinkt. Nach 10 Minuten klingelt mein Smartphonealarm. Es ist vollbracht! Das Experiment ist erfolgreich abgeschlossen!
– Auszug aus dem Experimentenlogbuch
Die Uberdusche – das Beste aus beiden Welten!
Seit der Durchführung meines Experiments sind bereits einige Wochen vergangen. Durch die Kalte-Dusche-Herausforderung habe ich vieles gelernt und kalte Duschen (bzw. deren positive Effekte) zu lieben gelernt. Jedoch kann und will ich nicht vollständig auf den Luxus warmer Duschen verzichten. Ich würde daher auf keinen Fall behaupten, dass du warme Duschen komplett aus deinem Alltag streichen solltest.
Wie ich in Zukunft duschen werde
Komplett kalt dusche ich in Zukunft dann, wenn ich mich nach kürzeren Sporteinheiten abduschen will oder ich morgens oder in einer Lernpause einen Aufwachkick bzw. Energieschub benötige.
Wechselduschen mit mehreren warmen und kalten Phasen werde ich zur Entspannung vor dem zu Bett gehen oder nach richtig intensiven Sporteinheiten anwenden.
Komplett warme Duschen „gönne“ ich mir nur zu gegebenem Anlass oder an den seltenen Tagen, an denen mir jegliche Lust und Willenskraft fehlt am Ende der Dusche noch einmal auf kalt zu stellen.
In allen anderen Fällen werde ich mein neues, eigenes Duschprinzip anwenden: die Uberdusche! Diese ist das Ergebnis meiner Erfahrungen, um das Beste von kalten und warmen Duschen zu verbinden:
Eine Uberdusche wird mit einer einminütigen, kalten Phase eingeleitet. Dies stellt den gewünschten Kälteschock sicher und leitet den gewünschten, körpereigenen Aufwärmprozess ein – die Thermogenese.
Nach dieser initialen Kältephase wird zu angenehm warmem (nicht heißem!) Wasser gewechselt, um in Ruhe und entspannt Shampoo und Duschgel aufzutragen.
Zum Abspülen wird dann wieder auf kaltes Wasser gewechselt. Dabei sollte das Abbrausen mit dem Duschkopf hautnah und langsam für alle Körperbereiche durchgeführt werden. Dies begünstigt die Thermogenese und macht die Wärmephase wett. Für die Anwendung von Haarspülungen kann ein zweites Mal auf warmes Wasser gewechselt werden.
Die Dusche endet aber in jedem Fall erneut mit einer einminütigen, kalten Phase, um das Frischegefühl nach der Dusche sicherzustellen.
Gegenüberstellung der verschiedenen Duscharten
Zum Schluss habe ich noch eine tabellarische Gegenüberstellung der verschiedenen Duscharten für dich aufbereitet. Hinweis: Diese Inhalte basieren größtenteils auf meiner subjektiven Erfahrung, bei dir kann unter Umständen ein anderes Ergebnis herauskommen.
Warme Dusche | Schottische Dusche | Wechsel Dusche | Uber Dusche | Kalte Dusche | |
Aufwachkick & Erfrischungseffekt | Nein | Kaum | Falls kalt begonnen | Ja | Ja |
Angenehmes Waschen | Ja | Ja | Ja | Ja | Nein |
Gesundheitliche Vorteile | Keine | Kaum | Ja | Ja | Zahlreiche |
Abhärtung | Nein | Kaum | Kaum | Leicht | Ja |
Thermogenese | Nein | Kaum | Kaum | Mäßig | Ja |
Diffuser Denkmodus | Ja | Ja | Ja | Ja | Nein |
Welche Dusche kultivierst du? Es ist deine Entscheidung – Wähle weise! 😉
Uberstrategie - Mache jetzt deinen ersten Schritt
- Besorge dir wie immer ein Blatt Papier und einen Stift, bevor du weiterliest.
- Wähle jetzt zwischen folgenden zwei Alternativen:
- A) Lies weiter und bleib ein richtig langweiliger Warmduscher.
- B) Gehe jetzt sofort in dein Badezimmer, stell den Kälteregler auf 80% kalt und dusche dich 30 Sekunden “eiskalt” ab. Danach lies weiter.
- Falls du b gewählt hast: Achte darauf, wie wach, entspannt, fit und geschmeidig du dich jetzt fühlst und notiere deine Erfahrungen.
- Falls du a gewählt hast: Springe zurück zu Punkt 1!
- Wähle jetzt 3 deiner Freunde auf Facebook aus, die in deinen Augen noch „Warmduscher“ sind.
- Teile diesen Artikel auf deiner Facebookseite mit den Worten “Bist du etwa noch Warmduscher? Ich stelle mich in den nächsten 5 Tagen der Kalte-Dusche-Herausforderung! Bist du dabei!?
- Markiere oder tagge die 3 gewählten Freunde aus Schritt 5 in deinem Beitrag.
- Notiere dir in deinem Kalender in 5 Tagen zurückzukommen und in den Kommentaren über deine Erfahrung zu berichten. Warst du motivierter? Hattest du mehr Selbstbewusstsein? Hast du klarer Denken können? Ich bin gespannt von dir zu hören 🙂
- Ubermind: Versuche Wechsel-, Uber- oder schottische Duschen in deinem Alltag zu kultivieren und frage dich, warum du je Warmduscher warst.
Fazit
Was für viele Menschen zunächst nach reiner Tortur klingen mag, hat sich für mich schnell als das interessanteste Experiment meines bisherigen Lebens herausgestellt. Nichts hat mich bisher so viele Lebensweisheiten auf einmal gelehrt wie meine 30-Tage-Kalte-Dusche-Herausforderung.
Sie hat mich darauf konditioniert, die Schätze außerhalb meiner Komfortzone zu suchen. Sie hat mich gefordert, Gedankentricks zu (er)finden, die mir das Verlassen meines Wohlfühlbereichs in Zukunft deutlich erleichtern werden. Und sie zeichnet mir jedes Mal ein Grinsen auf die Lippen, wenn ich daran denke, was für ein „Warmduscher“ ich noch vor ein paar Wochen war.
Ich lege sie jedem Ubermind Leser ans Herz! 💛
Probier es aus, du wirst es nicht bereuen. Versprochen!
Trailhunter says
*thumbsup* tolles Experiment! Gleich einmal umgesetzt. Als unregelmäßiger Saunagänger sind mir kalte Duschen bzw. Bäder bekannt. Nur einfach mal kalt zu duschen ist mir noch nicht in den Sinn gekommen. Es ist einfacher wie gedacht, jedenfalls nach dem laufen. Es stellte sich sogar ein kleiner Suchtfaktor ein und ich habe am Ende doch die Dusche nochmal an gemacht. Allerdings hatte ich keine Zielsetzung. Nur die Dusche kalt lassen.
Danke! interessanter Artikel!
Jan
Dennis Nehrenheim says
Hey Jan! Es freut mich, dass ich dich dazu inspirieren konnte auch mal eine kalte Dusche im Alltag einzubauen 🙂 Mal schauen, ob die kalte Dusche auch langfristig Vorteile für dich bringt. Für mich tut sie das jedenfalls. Falls du weitere, interessante Erfahrungen damit machst, lass uns daran teilhaben 🙂
sebastian says
Toller Artikel, hat mich dazu inspiriert, endlich auch kein Warmduscher mehr zu sein! 😀
Habe jetzt zwei Phasen hinter mir, in denen ich mindestens ein halbes Jahr lang fast ausschließlich kalt geduscht habe. Mittlerweile bin so gut daran gewöhnt, dass ich die Abkühlung direkt brauche. Auch wenn ich einfach mal nur warm duschen will, überlege ich es mir zwischendrin oft genug anders und will einen kleinen „Kick“. Danach fühlt man sich einfach mental klar und beruhigt und alle Sorgen sind wie weggeblasen!
Wie bei dir, Dennis, haben auch bei mir die Euphorie-Effekte mit der Zeit etwas nachgelassen, sind aber trotzdem nach einem halben Jahr definitiv noch spürbar! Kalt duschen ist für mich dabei auch einfach eine sehr wirksame Entspannungsmethode.
Keinerlei Auswirkungen habe ich dagegen hinsichtlich meiner Abwehrkräfte und meines Körperfettanteils festgestellt. Ich bekomme wie gehabt ein- bis zweimal pro Winter zwischen Januar und März eine Erkältung und auch meine Körperkomposition ist gleich geblieben. Dazu muss aber auch gesagt werden, dass ich meinen KFA nicht gemessen habe und kaltes Duschen alleine auch keine „Schlankheitspille“ ist, wo man die Effekte direkt im Spiegel sieht.
Kaltes Duschen oder auch kaltes Baden hilft mir nach einem anstrengenden Tag aber auch – sogar besser als eine warme Dusche – einfach abzuschalten und danach entspannt einzuschlafen. Bietet sich meiner Meinung nach also nicht nur als Aufwachkick an, sondern wirkt interessanterweise auch andersherum.
Mein persönlicher Trick, um mit dem kalten Duschen anzufangen:
An heißen Sommertagen damit anfangen. Bei der Hitze ist das kalte Nass eine willkommene Abkühlung und das Leitungswasser ist im Sommer auch viel wärmer als im Winter. An das langsam kälter werdende Leitungswasser im Herbst gewöhnt man sich dann Stück für Stück, und irgendwann ist auch das kalte Duschen bei Minusgraden kein Problem mehr!
Allerdings dusche ich jetzt im Winter auch viel lieber mit etwas Warm dabei, mache also schottische Duschen, Wechselduschen bzw. Uber-Duschen, wobei ich dann auch lieber warm anfange und kalt aufhöre… 😀
Mir persönlich hilft es auch enorm, laute Musik anzumachen, um mich besser zum kalten Duschen zu motivieren, insb. Pop, Hip-Hop oder Elektro – Stichwort gedankliche Ablenkung 😉